Würzburg (POW) Einen ungewöhnlichen Blick auf das Leben von Frauen in Deutschland und Afrika wirft die Aktions-Reihe „Was Frauen tragen“. „Frauen tragen: Taschen, Rucksäcke, Kinder, Körbe – und Verantwortung in Familie und Beruf, in Gesellschaft und Kirche. Was wissen wir über das ,Gepäck‘ anderer Frauen?“, schreibt das Projektteam. Dieses besteht aus kirchlichen und städtischen Organisationen: Frauenseelsorge im Bistum Würzburg, Diözesanstelle Weltkirche und Katholischer Deutscher Frauenbund (KDFB) Würzburg auf der einen Seite, Gleichstellungsstelle für Frauen und Männer sowie Büro Würzburg International der Stadt Würzburg und der Verein Mwanza auf der anderen. „Wir haben ein tolles Team über Kirchengrenzen hinweg. Wir haben im Prinzip alle die gleichen Ziele“, sagt Sabine Mehling-Sitter, Referentin für Frauenseelsorge. Durch die unterschiedlichen Kooperationspartner würden auch Frauen angesprochen, „die sich sonst eigentlich nicht im kirchlichen Rahmen bewegen“.
Den Auftakt der Reihe machte eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Was Frauen (er-)tragen…“ im Würzburger Burkardushaus. Sechs Frauen schilderten, wie sie die Lebenswirklichkeiten von Frauen in Deutschland und Afrika wahrnehmen. „Wir sind in Deutschland schon weit gekommen, aber wir sind noch lange nicht fertig“, sagt Mehling-Sitter. So plädierte etwa Freya Altenhöner, Vorsitzende der SPD Würzburg-Stadt sowie der „Arbeitsgemeinschaft Würzburger Frauen und Frauenorganisationen“, für eine Frauenquote: „Ich glaube, dass man gesehen hat, dass es mit Freiwilligkeit nicht immer optimal klappt. Von daher halte ich eine Quote für ein notwendiges Mittel.“ Gundula Viering ist Mitglied im Zonta Club Würzburg Electra, der sich für die Gleichstellung von Frauen und Mädchen einsetzt. „Gerade Frauen brauchen Ermunterung“, sagte sie und warf die Frage auf, warum Frauen oft zu bescheiden seien, was ihre Erfahrung betreffe. Gleichstellungsbeauftragte Petra Müller-März betrachtete das Thema Schwangerschaftsabbruch. In Würzburg sei die medizinische Versorgung noch vorhanden. „Aber man muss schauen, dass weiterhin eine saubere, fachlich gute medizinische Versorgung möglich ist.“
Maria Wankio-Müller, Betriebswirtin und Pflegedienstleitung, hat in Kenia einen Abschluss als Bachelor in Marketing gemacht. „Als Frau in einem afrikanischen Land muss man viel kämpfen, um überhaupt einen Abschluss zu haben.“ Doch in Deutschland sei der Abschluss nicht anerkannt worden. „Plötzlich musste ich bei null anfangen.“ Schwester Juliana Seelmann von den Oberzeller Franziskanerinnen, schilderte die Probleme von Asylbewerberinnen und Asylbewerbern. „Viele der Menschen, die wir begleiten, sind traumatisiert und tun sich schwer damit, ihre Geschichte chronologisch zu erzählen.“ Viele Frauen hätten auf der Flucht Gewalterfahrungen gemacht. Dazu komme die Trennung von Kindern und Familie. „Viele sehen keine andere Chance, als ihre Familie zurückzulassen.“ Anunsiata-Girye Mark Peter hat in Mwanza den Kindergarten „Sparkling Day Care Center“ für Montessori-Pädagogik gegründet. Sie lebt jeweils ein halbes Jahr in Mwanza und in Würzburg. In Deutschland akquiriert sie Spenden, damit auch Kinder aus einkommensschwachen Familien in den Kindergarten gehen können.
Im Anschluss an die Diskussion wurden insgesamt zehn gemeinsame Forderungen an Staaten, Gesellschaften und Kirchen formuliert. Gefordert werden unter anderem Schutz von Frauen und Mädchen vor Gewalt, mehr Gerechtigkeit bei der Care-Arbeit, Parität in den Parlamenten, Solidarität mit Geflüchteten, Gleichberechtigung in der Kirche und die Streichung des Paragrafen 2018 aus dem Strafgesetzbuch. Bildung als Schlüssel zur Teilhabe müsse allen Mädchen offen stehen. Ein Thema war auch die Menschenwürde von Frauen, die in der Pornoindustrie arbeiten. Eine Zuhörerin, die sich selbst ehrenamtlich für Prostituierte engagiert, wünschte sich eine niederschwellige Anlaufstelle, um diese Frauen zu beraten und ihnen beim Ausstieg zu helfen.
Weiteres Programm zur Aktion „Was Frauen tragen…“
Eine Führung zum Thema „Die Kunst ist (auch) weiblich“ bietet das Museum am Dom in Würzburg m Donnerstag, 20. April, um 19 Uhr an. Über die Hälfte aller Studierenden an den Kunsthochschulen ist weiblich. Warum ist die Kunstwelt dann männlich, auch im MAD? Es gibt Ausnahmen wie Käthe Kollwitz oder Gudrun Brüne. Museumspädagogin Dr. Yvonne Lemke begibt sich mit den Teilnehmerinnen auf Spurensuche nach Frauen, die die Kunstwelt nachhaltig geprägt haben und prägen. Die Teilnahme kostet pro Person drei Euro zuzüglich zum Museumseintritt (fünf Euro, ermäßigt vier Euro). Anmeldung bis Montag, 17. April, im Museum am Dom, Telefon 0931/38665600, E-Mail museen@bistum-wuerzburg.de.
Eine Eselwanderung für Frauen mit dem Titel „Was Frauen und Esel alles tragen…“ findet am Samstag, 6. Mai, von 10 bis 16 Uhr statt. Start- und Endpunkt ist am Pensionsstall Winkler an der Schellenmühle, Schmerlenbacher Straße 50 in Aschaffenburg. Esel sind als Lasttiere sprichwörtlich: Geduldig und zäh, belastbar und verlässlich tragen sie seit Jahrtausenden die Lasten der Menschen. Gilt das (nicht) auch für Frauen? Die Teilnehmerinnen machen sich mit vier Eseln auf den Weg, um ihre Stärken und Grenzen zu erkunden. Referentinnen sind Dr. Ursula Silber, Leiterin des Martinushauses, Dorett Kleinschroth (Heimbuchenthal) und Antti Winkler (Goldbach). Veranstalter ist das Martinusforum in Kooperation mit der Frauenseelsorge im Bistum Würzburg. Die Teilnahme kostet pro Person 49 Euro. Darin ist ein einfaches Mittagessen enthalten. Anmeldung beim Martinusforum, Telefon 06021/392100,
E-Mail info@martinushaus.de, oder im Internet unter www.martinusforum.de oder www.martinushaus.de.
„Was Frauen und Witwen in Tansania (er)tragen“ lautet das Thema des Vortrags am Freitag, 12. Mai, von 19 bis 21 Uhr im Würzburger Burkardushaus. In der Bibel wird Frauen und Witwen vor allem im Lukasevangelium ein besonderer Stellenwert zugeschrieben. Dr. Stefanie Beck (Würzburg), Vorsitzende des Vereins „People of Africa“, betreut seit vielen Jahren Frauenprojekte in Würzburgs Partnerstadt Mwanza in Tansania. Sie berichtet von der sozialen und religiösen Situation von Frauen in Ostafrika und zeigt Parallelen zu Witwen im Alten und Neuen Testament auf. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen. Anmeldung bis Dienstag, 9. Mai, bei der Frauenseelsorge im Bistum Würzburg, E-Mail an frauenseelsorge@bistum-wuerzburg.de.
Mit einem Taschenflohmarkt unter dem Motto „Was Frauen alles tragen – Taschen, Rucksäcke…, aber auch mehr!“ am Freitag, 7. Juli, von 16 bis 21 Uhr endet das Projekt. Der Flohmarkt findet bei jedem Wetter vor dem Würzburger Kiliansdom statt. Gut erhaltene Taschen und Rucksäcke können bis Dienstag, 2. Mai, im Würzburger Burkardushaus oder bei einem KDFB-Zweigverein abgegeben werden. Die Spenden, die beim Flohmarkt eingenommen werden, sind für Projekte in der Würzburger Partnerdiözese Mbinga sowie der Würzburger Partnerstadt Mwanza bestimmt.
Informationen zur Aktion gibt es bei der Frauenseelsorge im Bistum Würzburg, Internet https://frauenseelsorge.bistum-wuerzburg.de/themen/was-frauen-tragen/.