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„Verleih mir ein hörendes Herz“

Bischof Dr. Franz Jung stellt 2022 unter biblisches Motto aus dem ersten Buch der Könige – Pontifikalamt zum Jahresabschluss im Kiliansdom

Würzburg (POW) Hinhören zu lernen sei in einer Zeit zunehmender Polarisierung eine hochaktuelle gesellschaftliche Herausforderung. Das hat Bischof Dr. Franz Jung beim Pontifikalamt zum Jahresabschluss am Freitag, 31. Dezember, im Würzburger Kiliansdom betont. Das Jahr 2022 stellte er für die Diözese Würzburg unter das biblische Motto „Verleih mir ein hörendes Herz“.

Papst Franziskus hebe immer neu die Notwendigkeit des Zuhörens hervor, erklärte Bischof Jung in seiner Predigt. Es sei die Grundlage jeder Synodalität, gerade bei der gegenwärtigen Vorbereitung der Weltsynode mit dem Titel „Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung“. „Machen wir uns die Bitte des weisen Salomo in diesem Jahr zu eigen und bitten wir selbst um ein hörendes Herz für eine neue Kultur des Miteinander mit Gott, dem Nächsten, im Bistum“, appellierte Bischof Jung an die Menschen.

 Das Jahresmotto 2022 für die Diözese Würzburg ist dem ersten Buch der Könige im Alten Testament entnommen. Dort wird erzählt, dass Gott dem jungen König Salomo bei dessen Regierungsantritt im Traum erscheint und ihm eröffnet, dass er einen Wunsch frei hat. Salomo überrasche: Er wünscht sich ein hörendes Herz. „Gott gewährt ihm diesen Wunsch und erklärt auch, warum: Er hat nicht um langes Leben gebetet, nicht um den Tod seiner Feinde, nicht um Reichtum, sondern nur darum, gut hören zu können.“

Das Zuhören mit einem gesammelten Herzen sei Schwerstarbeit, erklärte der Bischof. Es erfordere die Bereitschaft, auch dem anderen einen Beitrag und Kompetenz zuzugestehen sowie die Bereitwilligkeit, etwas dazuzulernen, „allein schon deshalb, weil die Zeit nicht stehen bleibt, sondern sich alles im Fluss befindet und dauernder Veränderung unterworfen ist“. Synodalität bedeute in diesem Zusammenhang, voneinander zu hören und voneinander zu lernen. „Das Amt in der Kirche hat die Aufgabe, Räume des Zuhörens zu eröffnen und sicherzustellen.“

Gutes Zuhören bedeutet nach den Worten des Bischofs, sich dem Gegenüber zuzuwenden mit der ganzen Aufmerksamkeit. Es verbiete sich, dabei gleich zu bewerten, was der andere sage. „Wo jemand ganz präsent ist, kann sich erfahrungsgemäß sein Gegenüber erst aussprechen und Dinge artikulieren.“ Umgekehrt entstünden Aggressionen, wo das Gefühl vorherrsche, nicht wirklich gehört zu werden. Wichtig sei außerdem auch, immer wieder innezuhalten und nachklingen zu lassen, was man gehört habe. „Wo kein Resonanzraum ist, wird man taub für die vielen kleinen und versteckten Signale im Laufe eines Tages“, sagte Bischof Jung.

Das hörende Herz frage nicht nur nach dem Gehörten, sondern auch danach, was das in ihm auslöse. „Es ist eine Gabe des Geistes, dem nachzugehen, was mein Leben berührt und wo etwas in mir angestoßen wird oder mich etwas bewegt, was in mir etwas über mich selbst sagt, weil dort mein Leben ins Spiel kommt.“ Bischof Jung ermunterte die Gläubigen, immer wieder Gott um ein hörendes Herz zu bitten. „In der Bibel ist die Verstockung die Folge der Geistlosigkeit und damit der Zustand des Menschen, der sich vom lebendigen Gott abgekehrt hat.“ Der Bischof empfahl die Gottesmutter Maria als Vorbild und Fürsprecherin. „Maria ist die lernbereite Frau, an die sich Gott wendet, weil er weiß, dass sie ihm nicht ins Wort fällt, sondern ihn ausreden lässt.“ Sie werde auf einmalige Weise zum Resonanzraum Gottes, „denn in ihr nimmt sein Wort Fleisch an“.

Musikalisch wurde der Gottesdienst von Domorganist Professor Stefan Schmidt und Kantor Johannes Zeuch mit weihnachtlichen Klängen gestaltet.