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„Regionalität ist kein Selbstläufer“

„Vom Acker auf den Teller“: Onlineveranstaltung der Katholischen Landvolkbewegung suchte nach neuen Wegen für die Vermarktung von regional erzeugtem Obst und Gemüse

Würzburg (POW) Regional erzeugte Lebensmittel liegen im Trend. Doch der Weg, dass mehr fränkisches Obst und Gemüse als bisher in den Regalen der Supermärkte landet, fordert nicht nur Handel und Produzenten. Um die Frage, an welchen Stellschrauben gedreht werden muss, damit letztlich die Verbraucher mehr regionale Produkte kaufen, ging es beim Online-Gesprächsabend der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) Würzburg am Mittwoch, 2. Februar. „Da ist auf jeden Fall noch Luft nach oben“, erklärte KLB-Bildungsreferent Wolfgang Meyer zu Brickwedde, der als Moderator durch den Abend führte.

Zentral war bei den beiden Impulsreferaten und der anschließenden Aussprache die Frage, welche Rolle der Preis spielt. Nur wenn am Ende der Verbraucher zugreift, könnten Handel und Produzenten davon leben. „Marktfähige Preise“ nannte das Stefan Dittert, Warenbereichsleiter Obst und Gemüse bei der Edeka Nordbayern/Sachsen/Thüringen. Wenn der Preis für regionale Erzeugnisse zu hoch sei, blieben die Lebensmittel in den Regalen liegen, berichtete er aus Erfahrung. „Regionalität ist kein Selbstläufer“, betonte er. Deshalb sei vor allem der Verbraucher gefordert, wenn es darum geht, den Umsatz von Obst und Gemüse aus Franken zu steigern. In den von ihm betreuten über 800 Edeka-Märkten kämen in der Hauptsaison schon jetzt zwei Drittel des Obstes und Gemüses aus der Region.

Der zweite Referent des Abends, Biolandwirt Thomas Schwab aus Remlingen, bezeichnete die regionale Erzeugung von Lebensmitteln angesichts des Klimawandels und seiner absehbaren Folgen als „Überlebensfrage“. Um den „Exodus aus der Landwirtschaft“ zu stoppen, sei es nötig, dass die Bauern faire Preise erhalten. Zudem forderte er ein Ende des „Bürokratiewahns“ und eine Reduzierung „realitätsferner Forderungen an die Branche“. Gleichwohl sehe er auch Möglichkeiten auf Seiten der Erzeuger, etwas zu tun. „Bei Regionalität geht mehr“, erklärte er. So lasse sich zum Beispiel durch bessere Lagerhaltung „die deutsche Saison verlängern“. Vom Handel erwarte er aber auch neue Vermarktungskonzepte. Wenn zum Beispiel ab April die deutschen Kartoffeln in den Supermärkten komplett durch ägyptische ersetzt würden, sei das mit Blick auf die Regionalität nicht sinnvoll.

Hinsichtlich der Kriterien, die für mehr Umsatz bei regionalen Produkten sorgen könnten, waren sich Schwab und Dittert einig: Die Qualität der Lebensmittel müsse stimmen, die Verfügbarkeit von Obst und Gemüse gewährleistet und die Beziehung zwischen Handel und Erzeuger fair, verlässlich und vertrauensvoll sein. „Für mich spricht nichts gegen Regionalität“, gab sich Dittert überzeugt. Allerdings lasse sie sich nicht „fernab des Wettbewerbs“ durchsetzen. So sieht er die Hauptverantwortung beim Verbraucher.

Viele der rund 60 Teilnehmer an der Onlineveranstaltung hatten einen etwas anderen Blick auf die Lage. „Mir geht das zu sehr in Richtung Verbraucher“, kritisierte KLB-Bundesgeschäftsführerin Bettina Locklair. „Jedes Angebot schafft auch Nachfrage“, betonte sie und fragte, ob die Fülle von Waren in den Supermärkten wirklich nötig sei. „Der Handel bietet zu viel“, lautete ihre Kritik. Regionalität bedeute auch zu reduzieren, sagte Locklair und plädierte für eine „Ethik des Genug“.

Kritik kam auch vom KLB-Diözesanvorsitzenden Stefan Oppmann. Er monierte, dass sich beispielsweise oft kein fränkisches Wintergemüse in den Supermärkten finde, sondern aus dem Ausland importierte Ware. Auch bei der Werbung sehe er Möglichkeiten, noch stärker regionale Produkte in den Vordergrund zu rücken. Angeregt wurden von den Onlineteilnehmern auch Gesprächsrunden zwischen Handel und Erzeugern, der Verzicht auf Werbeprospekte oder eine bessere Schulung des Verkaufspersonals. Zudem wurden mehr Transparenz und eine klare Kennzeichnung der Herkunft von Obst und Gemüse angemahnt.

„Es ist ein langer Weg, das Verhalten von Verbrauchern zu verändern“, erklärte Verwaltungsleiterin Gudrun Dittmann-Nath vom Würzburger Exerzitienhaus Himmelspforten. Sie belegte das mit ihren Erfahrungen bei der Einführung eines vegetarischen Tages in der Einrichtung. Klaudia Schwarz, Leiterin des Landwirtschaftsamts Schweinfurt, erklärte, dass Verbraucher zwar viel über gesunde Ernährung und regionale Produkte wüssten. Das jedoch werde oft beim Einkauf ausgeblendet. „Regionalität ist harte Arbeit für alle in der Prozesskette“, machte Dittert deutlich. So waren die Beteiligten sich am Ende weitgehend einig, dass der Preis zwar eine zentrale Rolle bei der Akzeptanz von regional erzeugtem Obst und Gemüse spielt. Um marktfähige Preise zu erreichen, seien vom Erzeuger über den Handel bis zum Verbraucher alle gefordert.

Die Veranstaltung „Vom Acker auf den Teller“ der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) Würzburg fand in Kooperation mit der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) Würzburg und dem Lernwerk Volkersberg statt. Sie war ursprünglich in Fährbrück geplant und setzte die Reihe der KLB-Veranstaltungen an Mariä Lichtmess (2. Februar) fort. Coronabedingt musste sie in diesem Jahr online stattfinden.