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Nahtstelle zwischen Himmel und Erde

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann bei der Kirchweihe in Waigolshausen am Sonntag, 15. März 2015

Lieber Herr Pfarrer Benkert,

liebe Mitbrüder, liebe Schwestern und Brüder,

liebe Mädchen und Jungen,

endlich ist es soweit! Die neue, den heutigen Verhältnissen angepasste Pfarrkirche St. Jakobus in Waigolshausen wird heute geweiht. Gott ist hier wieder erreichbar.

„Nach 20 Jahren wieder ein Kirchenneubau“ war in den Medien zu lesen. Anstelle des 1961 errichteten Vorgängerbaus ist diese neue Kirche entstanden. Aber schon bis ins 13. Jahrhundert zurück gibt es Belege für ein Gotteshaus in Waigolshausen. Mehrfach wurde die Kirche erweitert, weil die Zahl der Pfarrmitglieder wuchs. Auch für die inzwischen auf 1380 Katholiken angewachsene Pfarrei wurde die alte Kirche abgebrochen. Bischof Josef Stangl weihte sie.  Weil es inzwischen erhebliche bauliche Schäden gab und auch die Gottesdienstbesucherzahlen erheblich zurückgegangen waren wurde 2007 von der Pfarrei der Abriss der Kirche zugunsten eines Neubaus beantragt. Dem konnte - wie wir heute sehen- Rechnung getragen werden.

Ein ständiger Wandel im Kirchengebäude ist gerade hier in Waigolshausen abzulesen. Sicherlich stellt sich mancher die Frage: Brauchen wir überhaupt noch neue Kirchen? Ist der Rückgang praktizierender Christen nicht so groß, dass wir ein Ende der Fahnenstange absehen können? Nein, liebe Schwestern und Brüder. Dem ist nicht so.

Ich sage öfters in Diskussionen, dass in Deutschland an jedem Sonntag viermal so viele Menschen in unsere Kirchen gehen wie alle deutschen Fußballstadien fassen. Wir dürfen nicht nur auf Abbruch oder Schwund sehen, sondern auf den großen Wert der Kirche für die Gesellschaft.

Was wäre unser Land, Europa, die Welt ohne das Christentum? Wie sähe unsere Erde ohne das christliche Menschenbild und die daraus erwachsenden Leitbilder aus? Wie sähe es bei uns ohne die Kirchen, Krankenhäuser, Schulen und Universitäten aus?

Schon der weise König Salomon, der Gott einen Tempel errichtet hatte, wusste, dass eine irdische Stätte Gott nicht fassen konnte. Er sagte: „Wohnt denn Gott wirklich auf dieser Erde? Siehe, selbst der Himmel und die Himmel der Himmel fassen dich nicht, wie viel weniger dieses Haus, das ich gebaut habe.“ Gott braucht nicht ein Haus, eine Kirche, einen Dom. Aber wir brauchen diese Orte!

Gott ist allgewaltig und allgegenwärtig, aber wir suchen ihm konkret zu begegnen und brauchen deshalb entsprechende Orte als Mittelpunkte der Gemeinde. Das ist die Aufgabe auch dieses neuen Gotteshauses: Es spricht als Architektur in die Lebensmitte der Menschen. Nach Außen zeigt sich diese Jakobuskirche wie ein Kubus, der einerseits einen Schutzraum signalisiert, aber andererseits auch auf das Himmlische Jerusalem hinweist, das Johannes in der Apokalypse aufruft.

Innen öffnet sich der Kirchenraum zu einem Halbrund. 220 Sitzplätze laden zur Mitfeier der Gottesdienste ein. Das gläserne Lichtband in der Decke leitet den Blick zum Altarbereich, in dem der barocke Altar aus der alten Kirche eine herausragende Aufstellung gefunden hat. Auch ist man pfleglich mit dem Taufstein aus der Echterzeit in der Taufkapelle umgegangen. Und auch die Marienfigur aus der Vorgängerkirche hat vor dem konkaven goldfarbenen Eingangsbereich eine dominierende Stellung gefunden. So wird deutlich, dass der Glaube unserer Vorfahren in Kunstwerke geronnen ist, die uns Heutige begleiten.

Diese neue Kirche will – wie die Vorgängerbauten – der Ort sein, an dem wir uns als Gottesvolk versammeln, zur Stille und zum privaten Gebet finden, Gottes Wort hören, die Sakramente der Taufe, Buße, Kommunion empfangen und in der Heiligen Messe den Kreuzestod und die Auferstehung Jesu Christi feiern.

Wir brauchen die Kirchen als Nahtstellen zwischen Himmel und Erde. Hier dürfen wir uns der Liebe Gottes sicher werden, gleichsam seine Umarmung erspüren, im Glauben gestärkt werden und für die Aufgaben in unserem Alltag getröstet wieder nach Hause gehen.

Gerade Ihr Kinder und Jugendliche solltet mit offenen Augen, Ohren und Herzen dieses Kirchweihfest miterleben. Es ist in unseren Tagen eine selten erlebbare Feier. Die einzelnen Riten und Symbole sprechen für sich. Nehmt sie in Euch auf und freut Euch, dass Ihr hier ein gemeinsames Zuhause habt.

Die heutigen Lesungstexte der heiligen Messe sprechen vom Zorn und Erbarmen Gottes, vom Unglauben und Ungehorsam, aber auch vom Leben, das Gott uns schenken will. Seine Gnade lässt uns nicht nur leben, sondern schafft uns Zukunft. Deshalb hat er uns seinen Sohn gesandt, der hier in Wort und Sakrament wahrhaft gegenwärtig ist.

Allen, die sich um diese neue Kirche bemüht haben, sei ein herzliches Danke gesagt! Sei es, dass sie gespendet oder mitgearbeitet haben, ihre Vorstellungen von einer zeitgemäßen Kirche eingebracht haben, die Kirche schmücken und pflegen oder durch ihren Kirchbesuch dieses Gottesgeschenk annehmen. Danken möchte ich auch dem Architekturbüro Gerber, Domkapitular Lenssen, den Künstlern Gassmann und Hirano, den Kirchenpflegern und Pfarrgemeinderatsmitgliedern - und nicht zuletzt Ihrem Pfarrer!

Möge diese beeindruckende Kirche, die wieder dem Apostel Jakobus der Ältere geweiht ist, viele Menschen neugierig machen und erneut eine tiefer gehende Verbindung zu Gott und seinem Volk ermöglichen. Amen.