Würzburg (POW) Bei einem festlichen Pontifikalamt im Würzburger Kiliansdom am Sonntag, 11. Mai, hat das Bistum Würzburg für die Wahl von Papst Leo XIV. gedankt. Er freue sich, diesen Gottesdienst an dem Tag zu feiern, an dem die Kirche um geistliche Berufung bete, begrüßte Bischof Dr. Franz Jung die rund 600 Gläubigen. Rund 1170 Aufrufe wurden zudem bis Mittag im Livestream verzeichnet. „Danken wir dem Herrn für diesen neuen Heiligen Vater, bitten wir ihn, dass er unsere Kirche erneuere und in die Zukunft führe, und stellen wir ihn und sein Wirken für uns alle unter die Barmherzigkeit Gottes.“ Mit dem Bischof konzelebrierte Dompfarrer Domkapitular Stefan Gessner.
Mit dem Namen Leo reihe sich der neue Papst in eine große Tradition ein, sagte der Bischof in seiner Predigt. Welche Aufgaben mit dem Papstamt verbunden sind, legte er anhand drei dieser Vorgänger dar. Leo der Große (440-461), der erste Papst dieses Namens, sei durch seine Intervention beim Konzil von Chalzedon in Erinnerung geblieben. Im Streit um das Verhältnis von Gottesnatur und Menschennatur in Jesus Christus habe er gesagt, Christus sei ganz Mensch und ganz Gott, „ungemischt und ungetrennt“. Nur deshalb könne man von Erlösung sprechen. Der Glaube der Kirche sage, dass der Papst kraft des Heiligen Geistes und in der Einheit mit der gesamten Kirche die Wahrheit des Glaubens auszudrücken vermöge, erläuterte Bischof Jung: „Wünschen wir dem Heiligen Vater, dass er auch in unseren Tagen zum Sprachrohr des wahren Glaubens werde.“
Papst Leo X. (1513-1521) wiederum, „ein typischer Machtmensch der Renaissance“, habe sich „mit einem Augustinermönch namens Martin Luther herumärgern müssen“, fuhr der Bischof fort. Leo X. habe die Sprengkraft der reformatorischen Bewegung in Deutschland verkannt und durch seinen Kirchenbann einen Flächenbrand entfacht, der schließlich zur Kirchenspaltung geführt habe. Der heutige Papst sei selbst Augustinermönch: „Wir wünschen ihm, dass er die berechtigten Reformanliegen unserer Tage nicht einfach ignoriert oder mit Gewalt zu bekämpfen versucht, sondern dass er hinhört und selbst Impulse zur Erneuerung der Kirche gibt. Möge es ihm gelingen, die Herde zusammenzuhalten, mehr noch, die Einheit unter den Christen weiter zu befördern, so dass keiner verloren geht.“
Leo XIII. (1878-1903) gelte als „der erste moderne Papst“ mit einem wachen Blick für die Nöte der Menschen seiner Zeit. Die Industrialisierung habe zur Verelendung weiter Bevölkerungsschichten geführt. Durch seine Aufforderung, die Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern und den Kapitalismus durch eine staatliche Sozialpolitik einzuhegen, sei er zum Vater der „Katholischen Soziallehre“ geworden, sagte Bischof Jung. Leo XIV. habe selbst bekundet, dass er bei der Namenswahl bewusst an diesen Papst gedacht habe. Auch er wolle den Blick auf die Armen lenken, deren Nöte ihm spätestens seit seiner Zeit als Bischof in Peru lebendig vor Augen stünden. „Glaube ist damit nie unpolitisch“, betonte der Bischof. „Weil in Christus die ganze Welt geheiligt ist und geheilt werden soll, darf auch die Kirche die Augen vor den Nöten ihrer Zeit nicht verschließen. Möge Papst Leo XIV. uns in dieser krisengeschüttelten Zeit ermutigen, diese Welt zu verbessern und die Wunden der Menschheit zu heilen.“
Auf Papst Franziskus folge nun Papst Leo. Der heilige Franziskus habe ein „besonders inniges Verhältnis“ zu Bruder Leo gehabt. Nach einem Disput über die Zukunft des Ordens habe Franziskus ihm einen Brief geschrieben: „Auf welche Weise auch immer es dir besser erscheint, Gott, dem Herrn, zu gefallen und seinen Fußspuren und seiner Armut zu folgen, so tu es mit dem Segen Gottes, des Herrn, und mit dem Gehorsam gegen mich.“ Er wage es, dieses Wort als Wort des verstorbenen Papstes Franziskus an seinen „Nachfolger und Bruder“ Leo XIV. zu lesen, schloss Bischof Jung. Es sei ein Wort, das den Geist der Freiheit atme, dazu ermutige, dem Herrn anders und womöglich besser zu dienen, und dazu anhalte, dem Geist des Franziskus gerade in dieser Freiheit treu zu bleiben. „Beides wünsche ich Papst Leo XIV. Möge der Herr seinen Dienst und seine Kirche und mit ihr die ganze Welt segnen.“
Die Feier wurde gestaltet von den Würzburger Domsingknaben sowie dem Mittel- und Oberstufenchor des Gymnasiums Maria Stern Augsburg unter der Leitung von Domkantor Julian Beutmiller und Bernhard Ledermann, unter anderem mit „Jauchzet dem Herrn, alle Welt“ von Felix Mendelssohn Bartholdy, „Missa tertia“ von Lajos Bárdos, „Jubilate, op. 10“ von Charles V. Standford und „Final aus 6ième Symphonie“ von Louis Vierne. Domorganist Professor Stefan Schmidt spielte die Klais-Orgel.