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Junger Glaube in Sankt Kilian

Jugendkirche Schweinfurt will religiöses Zentrum für junge Erwachsene sein – Baustelle zwischen Kirche und Pfarrhaus – Jugendreferent Andreas Heinelt: „Wir versuchen bestehende Angebote in jugendliche Ästhetik zu packen“

Schweinfurt/Würzburg (POW) Links die wuchtige und moderne Pfarrkirche Sankt Kilian mit der gewaltigen Fensterfront des Künstlers Georg Meistermann, rechts das weiß gestrichene Pfarrhaus. Genau in der Mitte zwischen diesen beiden Gebäuden entstehen die Begegnungsräume der Jugendkirche Schweinfurt. Der neue Trakt aus Glas und Stahl verbindet das Pfarramt mit dem Chorraum der Kirche aus den 1950er Jahren. Jugendseelsorger Günter Kirchner von der Regionalstelle für Kirchliche Jugendarbeit (kja) in Schweinfurt geht mit kja-Jugendreferent Andreas Heinelt vom Neubau durch die Sakristei in den Chorraum hinter dem Altar und erklärt: „Das alles ist Jugendkirche, nicht nur ein Raum, sondern verschiedene Orte.“

Seit mehr als einem Jahr entstehen am Standort des ehemaligen Küsterhauses von Sankt Kilian die Begegnungsräume der Jugendkirche. Im September 2013 feierten die jungen Erwachsenen Richtfest. Nun nehmen auch die Innenräume Gestalt an. Kabel und Lampen hängen nur noch vereinzelt aus der Decke. 210.000 Euro sind im aktuellen Haushalt der Diözese Würzburg für den Umbau des Chorraums von Sankt Kilian zum Raum für Jugendgottesdienste eingeplant. Die kja und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) der Region Schweinfurt werden mit ihren Büros in den zweiten Stock des Zwischenbaus umziehen. So konzentriert sich die Jugendarbeit in den Räumen von Sankt Kilian. Das gesamte Projekt trägt den Namen „kross“ und richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene aus der Region Schweinfurt. „Das verteilt sich bestimmt halb und halb auf Stadt und Landkreis“, schätzt Heinelt. Immer wieder finden auch Leute aus der Rhön ihren Weg zu den Angeboten der Jugendkirche. „Die Über-18-Jährigen sind einfach mobiler, zu den Veranstaltungen kommen aber auch viele jüngere Besucher“, erzählt Kirchner.

In Sankt Kilian entstünden neue Begegnungsräume, die auch kirchenferne Jugendliche ansprächen. „Die Idee ist, eine verlässliche Stelle, ein religiöses Zentrum für Jugendliche zu schaffen“, erklärt Kirchner. Die Jugendkirche biete Räume, die jungen Menschen Möglichkeiten eröffnet, Gemeinschaft zu erleben, Glaubenserfahrungen zu machen, die eigene Persönlichkeit zu entfalten und Kirche kreativ mitzugestalten. Die Kirche Sankt Kilian liegt ideal gegenüber der Fachhochschule und in der Nachbarschaft zweier Realschulen und der Fachoberschule. Die junge Zielgruppe sei direkt vor Ort, sagen Kirchner und Heinelt.

Träger der Jugendkirche „kross“ sind die kja Regionalstelle Schweinfurt, der BDKJ Stadtverband und der BDKJ Kreisverband. Kirchner und Heinelt, die beide hauptamtlich bei der kja angestellt sind, werden von sechs Ehrenamtlichen in der Planung und Organisation unterstützt. Diese Acht bilden das Leitungsteam der Jugendkirche. Darüber hinaus engagieren sich etwa 30 junge Frauen und Männer ehrenamtlich in verschiedenen Aktivteams zum Beispiel für Technik, die Band, den Chor oder die Gestaltung der Gottesdienste. In diesen Gruppen könnten die Jugendlichen ihre Talente für die Gemeinschaft einsetzen. „Zusammen können sie große Dinge auf die Beine stellen“, sagt Kirchner.

Eine der großen Aktionen war die Nacht der offenen Kirchen im vergangenen Oktober. Drei Tage Aufbauarbeit, Hunderte Meter Kabel und Dutzende Helfer von jung bis alt ermöglichten eine Lichtinstallation und ein kreatives Rahmenprogramm in der Kirche Sankt Kilian. Nicht als reines Kunstprojekt, sondern als moderne Auseinandersetzung mit biblischen Texten, betont Kirchner.

Die Jugendkirche wolle Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene bieten, die diese nutzen können oder auch nicht. Heinelt beansprucht keine vollkommen neuen Ideen für sich: „Wir erfinden das Rad der Jugendarbeit nicht komplett neu. Natürlich gibt es bei uns aber innovative Veranstaltungsformate. Wir versuchen bestehende Angebote in zeitgemäße Gestaltungsformen und jugendliche Ästhetik zu packen.“ So nähert sich die Jugendkirche zum Beispiel in Turnhallen regelmäßig biblischen Erzählungen auf sportliche Weise. Beim Sportgottesdienst im Februar stand die Geschichte von Rut im Zentrum. Die Teilnehmer bückten sich nach Strohhalmen, wie Rut sich nach Getreide auf dem Feld bückte. Sie liefen durch die Halle und verausgabten sich wie Rut auf ihrem Weg nach Israel.

Um Angebote wie die Sportgottesdienste öffentlich zu machen, nutzt das „kross“-Team Newsletter per E-Mail, Handzettel, Plakate und Facebook. So erreichen sie die junge Zielgruppe am besten. Kirchner wünscht sich, dass auch der Chorraum nach der Umgestaltung Interesse auf die Jugendkirche mache. Von einer Werbefahrt mit Segways durch die Schweinfurter Innenstadt träumt Jugendreferent Heinelt und schmunzelt.

Für die Zukunft hofft das Leitungsteam auf eine volle Jugendkirche, die sich unumkehrbar etabliert hat. „Am besten kämen in fünf Jahren so viele Teilnehmer, dass die Räume zu klein werden und wir wieder umbauen müssten“, sagt Julia Schlereth vom Leitungsteam. Jugendseelsorger Kirchner würde sich über eine enge Zusammenarbeit mit den Schulen freuen: „Ich hoffe, dass die Religionslehrer darin eine Chance sehen und die Jugendkirche mit den Schulklassen beleben.“

Matthias Zöller vom kja-Leitungsteam der Diözese Würzburg sieht kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander von Jugendkirche und Jugendarbeit. Jugendliche, die zur Jugendkirche kämen, seien häufig auch in den Pfarrgemeinden aktiv. „Wir wollen in den Dialog mit den Jugendlichen treten. Die Jugendlichen werden selbst zu Akteuren der Verkündigung“, erklärt Zöller, der auch Geistlicher Leiter des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) im Bistum Würzburg ist. Der Anspruch an das Projekt habe sich in den vergangenen Jahren relativiert: „Jugendkirche wird nicht mehr als das Allheilmittel angesehen, um alle Jugendlichen zu erreichen.“ Neben den Jugendkirchen in Schweinfurt und im Würzburger Kilianeum-Haus der Jugend ist seit Dezember 2011 die „LandJugendKirche“, der sogenannte Glaubensflitzer der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB), unterwegs. Dieser hat in mobiler Variante die Ausstattung der Jugendkirche an Bord und kann über die KLJB und die Regionalstellen für kirchliche Jugendarbeit gebucht werden.

cn (POW)

(1314/0300; E-Mail voraus)

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