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„Jugend darf provokant sein“

Jugendkirche „kross“ in Schweinfurt verbindet Gottesdienste mit ungewöhnlichen Aktionen – Programm mit Workshops und Aktivteams – Umbau der Chorkapelle bis Christkönigssonntag – „Ein Raum, in dem junge Menschen sich ausprobieren können“

Schweinfurt (POW) Blutspenden in der Pfarrkirche, eine „Erotikmesse“ oder ein Krimidinner: Immer wieder macht die Jugendkirche „kross“ in Schweinfurt mit ungewöhnlichen Aktionen von sich reden. „Was hat das eigentlich noch mit Kirche zu tun?“, mag sich mancher fragen. Eine ganze Menge, finden die Verantwortlichen. „Es geht immer zunächst einmal um die jungen Menschen. Wir wollen ganz verschiedene Menschen ansprechen, gute Begegnungen ermöglichen und Gemeinschaft erlebbar machen“, erklärt Andreas Heinelt, Jugendbildungsreferent in der Kirchlichen Jugendarbeit (kja) Regionalstelle Schweinfurt. Im Mittelpunkt stehen die Gottesdienste, wie der „LeSoMo“, der jeweils am letzten Sonntag eines Monats gefeiert wird. Zusätzlich gibt es ein abwechslungsreiches Programm mit Workshops, Freizeitangeboten und Aktivteams, in denen jeder selbst kreativ tätig werden kann. „Wir wollen einen Raum eröffnen, in dem junge Menschen sich ausprobieren können“, sagt Jugendseelsorgerin Monika Pickert. Zudem wird derzeit die Chorkapelle der Pfarrkirche Sankt Kilian umgebaut. Bis zum Christkönigssonntag am 26. November sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

„Jugend darf provokant sein“, ist Heinelt überzeugt. Aber anzüglich sei die „Erotikmesse“, die am Valentinstag in Sankt Kilian gefeiert wurde, überhaupt nicht gewesen. „Wir haben eine lange Tafel aufgebaut, wie für ein Hochzeitsfest, und das Hohelied der Liebe wurde natürlich sehr sinnlich vorgetragen. Aber es war keine Show um der Show willen. Im Mittelpunkt stand der Gottesdienst.“ Es ist ein Merkmal der Jugendkirche, dass der Kirchenraum komplett umgestaltet wird. „Gotteshäuser sprechen oft eine Sprache, die Jugendliche nicht mehr verstehen. Wir scheuen keine Mühe, um dem Kirchenraum ein anderes Outfit zu geben“, sagt Heinelt. Für einen Gottesdienst mit dem Titel „Parkour läuft“ etwa wurden Sprungkästen, Bänke und Mauern aus Ziegelsteinen aufgebaut. Drei Parkourer von der Sattler-Realschule in Schweinfurt zeigten, wie man diese scheinbar mühelos überwinden kann. „Das Thema lautete, Hindernisse zu überwinden“, erläutert Pickert. „Sie sind wirklich über die Kästen gesprungen, während die Gottesdienstbesucher in der Mitte saßen.“ Und auch die Parkourer hätten den Gottesdienst mitgefeiert, auf ihre Art.

Das Programm der Jugendkirche ist in vier Kategorien unterteilt. Unter „geistreich feiern“ sind Gottesdienste und Andachten zusammengefasst. In der Kategorie „staunen & erleben“ finden sich alle Angebote zu den Themen Kultur und Freizeit –  vom Klettern über Theateraufführungen bis hin zum Krimidinner, bei dem eine Bibelstelle die mörderische Hauptrolle spielt. „mich entwickeln“ lautet das Ziel bei den Workshops und Kursen. So wurde beispielsweise passend zum „Parkour“-Gottesdienst ein Workshop angeboten. Schließlich laden die „Aktivteams“ zum Mitmachen ein. Angeboten werden Theater, ein Chor, eine Band, eine Technikgruppe, das Gottesdienstteam und ein Gastroteam. Das Programm sei absichtlich so bunt gestaltet, sagt kja-Jugendbildungsreferentin Melanie Weikert. „Jeder kann sich in den Aktivteams mit seinen Stärken und Vorlieben einbringen.“

„Die Menschen, die hierher kommen, sind das Wichtige, nicht die Workshops“, erklärt Ganna Kravchenko, die das Aktivteam „Theater“ leitet. Die Arbeit in der Theatergruppe sei ergebnisoffen. „Die Teams kommen für eine Aufführung als Gemeinschaft zusammen. Wir lassen Dinge entstehen.“ Für Jugendliche sei es oft schwierig, über Gott zu sprechen, zumal sie unter einem ständigen Leistungsdruck stünden, ist ihre Erfahrung. „In dieser Gruppe dürfen Jugendliche lebendig sein. Wenn sie in sich ruhen, zu sich selbst finden, dann fangen sie an, Fragen zu stellen.“ Auch sie selbst profitiere von der Mitarbeit in der Jugendkirche. „Sie gibt mir die Möglichkeit, Menschen zu begegnen, Zugang zu einer Gruppe zu finden, die ich sonst nicht kennenlernen würde“, sagt Kravchenko. Sie schätze die unkomplizierte Zusammenarbeit innerhalb der Jugendkirche. „Man fühlt sich frei, etwas zu gestalten, aber man hat auch Ansprechpartner.“

Kirchliche und weltliche Lieder werden bei den wöchentlichen Bandproben der Jugendkirche einstudiert. „Wir wollen Jugendlichen die Möglichkeit geben, auszuprobieren, wie es ist, in einer Band zu spielen“, sagt Johanna Puzik. Ein Problem sei, dass junge Menschen sich ungern binden, beobachtet Chorleiterin Lenka Senajová. „Aber es gibt auch jene, die regelmäßig da sind.“ Regelmäßig gibt der Chor Konzerte, gestaltet Gottesdienste oder tritt bei der Schweinfurter Nacht der Lichter auf. Für den richtigen Sound und die Lichteffekte sorgt das siebenköpfige Aktivteam „Technik“. „Bei Gottesdiensten und Veranstaltungen sind wir mit Licht-, Ton- und Medientechnik im Einsatz. Wir sind aber auch in anderen kirchlichen Bereichen unterwegs, etwa in anderen Kirchen oder beim Firmweg ,spiritways‘“, erklärt Bastian Kraus. Und dann gibt es noch das Aktivteam „Gastro“ unter der Leitung von Julia Schlereth. „Wir machen vor und nach dem Gottesdienst Thekendienst, kümmern uns um das Catering bei Veranstaltungen.“

„Wir gehen dahin, wo die Interessen der jungen Menschen liegen. Auch das ist Jugendkirche“, sagt Heinelt. Man wolle den jungen Leuten Raum geben, sich zu öffnen, von ihren Sorgen und Nöten zu erzählen. „So kann man auch Menschen erreichen, die keine klassischen Kirchgänger sind.“ Eine junge Frau, die ursprünglich nur zum Klettern kam, habe jetzt einen Gottesdienst mitgestaltet, erzählt Heinelt als Beispiel. Manche kämen nur für einen Abend, manche regelmäßig – und manche seien plötzlich selbst engagiert. So wie Nadine Markert, neu im Verantwortlichenteam, das gemeinsam mit den Hauptamtlichen für die Leitung der Jugendkirche zuständig ist. „Ich komme vom Tanzen und bin über einen Tanzabend hineingeschlittert“, erzählt sie. In der Band sei sie auch schon. „Ich finde es spannend, wie Kirche sich ganz anders entfaltet“, sagt sie. „Man arbeitet mit einem Team, das Lust darauf macht, etwas zu bewegen. Das ist eine andere Grundmotivation“, ergänzt Lena Müller, ebenfalls im Verantwortlichenteam.

Seit Anfang Juli wird nun die Chorkapelle der Pfarrkirche Sankt Kilian umgebaut. Sie bekommt einen neuen Bodenbelag und eine Fußbodenheizung. „Damit man auch mal auf dem Fußboden sitzen kann“, sagt Heinelt. Zwar stehe der Kirchenraum unter Denkmalschutz, doch gebe es Lösungen, um unauffällig moderne Technik und Beleuchtung anzubringen. Statt Kirchenbänken gibt es künftig Stühle. „Wir erhoffen uns, dass der Raum durch den Umbau flexibler wird“, sagt Pickert. Die Sakristei, die bisher als Zugang zur Kapelle dient, werde verkleinert und umgestaltet, so dass der Weg von der „krosslounge“, dem Begegnungsbereich, zur Kirche einladender wird. Bis zum Christkönigssonntag am 26. November soll alles fertig sein. Für die Eröffnung wird sich das „kross“-Team sicher wieder etwas Spektakuläres einfallen lassen.

Die Jugendkirche Schweinfurt ist ein Projekt der Kirchlichen Jugendarbeit (kja) der Diözese Würzburg in Kooperation mit dem Stadt- und Regionalverband des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ). Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.kross-sw.de. Jugendliche, die sich in einem der Aktivteams engagieren wollen, sind immer willkommen. Die Aktivteams Band und Gastro suchen derzeit junge Menschen, die sich engagieren möchten. Interessenten können sich bei Johanna Puzik (band@kross-sw.de) oder bei Julia Schlereth (gastro@kross-sw.de) melden.

sti (POW)

(3517/0918; E-Mail voraus)

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