Bad Königshofen/Würzburg (POW) Das Haus Sankt Michael ist an die Stadt Bad Königshofen verkauft. Im Anschluss an die Unterzeichnung des Vertrags beim Notar zeigten sich am Dienstag, 15. November, Bürgermeister Thomas Helbling wie auch die Vertreter des Bistums Würzburg bei einem Pressetermin im Haus Sankt Michael erleichtert darüber. Von einem „historischen Schritt“ sprach Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran. 75 Jahre lang habe das Haus vor allem jungen Menschen als Standort für Bildung gedient. Durch den Verkauf erfahre das Haus eine erneute Transformation, die dem Ziel der „größtmöglichen Zukunftssicherung“ diene.
Als eine „Chance für die Stadt“ bezeichnete der Bürgermeister den Erwerb. Durch den Kauf von Haus und Grundstück unweit des Schulviertels eröffne sich unter anderem eine wichtige Option für die Mittagsbetreuung an der örtlichen Grundschule. Mit der Stadt wurde zudem eine Vereinbarung getroffen: Die Pfarrei Bad Königshofen kann gegen eine jährliche Pauschale die städtischen Räume Alte Darre sowie Kleinen und Großen Kursaal für ihre Veranstaltungen nutzen. Bislang standen hierfür Räume im Haus Sankt Michael zur Verfügung. Über den Kaufpreis vereinbarten beide Seiten Stillschweigen, wie Finanzdirektor Ordinariatsrat Sven Kunkel betonte. Der Austausch mit Bürgermeister Helbling sei stets offen, vertrauensvoll und konstruktiv gewesen, erklärte Kunkel im Blick auf die Verhandlungen, die dem Vertragsabschluss vorausgingen.
Generalvikar Vorndran sprach von einem weinenden und einem lachenden Auge, mit dem er auf den Verkauf blicke. Es sei sehr schmerzhaft, dass eine Epoche zu Ende gehe. 1957 war das Haus als Knabeninternat errichtet worden. Nach der Schließung des Internats wurde es 1998 umgebaut und als Familienbildungshaus für das ganze Bistum genutzt. 2008 kam das Projekt Mehrgenerationenhaus, gefördert vom Bundesfamilienministerium, hinzu. Nach dem Umbau eines Traktes nutzten ab 2015 vermehrt Jugendgruppen das Haus. Erfreulich sei, dass für alle ehemaligen Mitarbeitende eine sozial verträgliche Lösung und mit der Stadt Bad Königshofen eine verlässliche und verantwortungsbewusste Käuferin gefunden worden seien. Auch für den Raumbedarf der Pfarrei sei eine gute Lösung gefunden worden.
Ordinariatsrätin Dr. Christine Schrappe, Leiterin der Hauptabteilung Bildung und Kultur, betonte, auch nach Verkauf des Hauses Sankt Michael finde für die Menschen in der Region weiterhin Bildungsarbeit statt. Diözesane Beleggruppen erhielten unter anderem bei ausgewählten kirchlichen Häusern die Möglichkeit, Übernachtungen zu reduziertem Tarif zu buchen. Zudem gebe es ab Januar 2023 einen Bildungskoordinator für die gesamte Region Schweinfurt. Dessen Aufgabe sei es, aufsuchende Bildungsarbeit zu unterstützen, zum Beispiel indem er bei der Suche nach Referenten oder nach Zuschussmöglichkeiten helfe. Zudem werde zeitnah auch ein neues Internetportal freigeschaltet, in dem auf einer Plattform gezielt zu einem Termin, Ort, Thema oder einer Zielgruppe nach Veranstaltungen gesucht werden könne.
Bürgermeister Helbling sagte, auch er sei erleichtert, dass der Kaufvertrag nun unter Dach und Fach sei. Er berichtete, dass die Bekanntgabe der Schließung des Hauses Sankt Michael 2020 „ein schwerer Schlag für Bad Königshofen und die Region“ gewesen sei, den er nicht habe nachvollziehen können. Etwa 10.000 Übernachtungen habe das Haus bis dahin jährlich verzeichnet. Großer Pluspunkt der Immobilie sei die Lage im direkten Umfeld von Gymnasium, Real-, Mittel-, Grund- und Kreismusikschule. Die rund 6400 Einwohner zählende Stadt hätte die erste Preiserwartung des Bistums nicht erfüllen können und daher nicht gleich ein Angebot abgegeben. „Heute ist ein Tag, an dem wir in die Zukunft schauen.“ Die Stadt habe die vom Bistum mit dem Freistaat Bayern getroffene Vereinbarung für die Unterbringung von 45 afghanischen Ortskräften im Haus Sankt Michael übernommen. „Wir sind auch sehr dankbar dafür, dass im Frühjahr das Bistum die schnelle Aufnahme von ukrainischen Geflüchteten im Haus Sankt Michael ermöglicht hat.“ Dank vieler Ehrenamtlicher, die sich einsetzten, seien rund 250 Geflüchtete in Bad Königshofen sehr gut integriert, erklärte Helbling.
Auch der Landkreis Rhön-Grabfeld sei sehr erleichtert über die Lösung, die jetzt gefunden worden sei, erklärte stellvertretende Landrätin Eva Böhm. „In der heutigen Zeit, in der sich die Krisen die Klinke in die Hand geben und die Mittel immer geringer werden, ist das alles andere als eine Selbstverständlichkeit.“ Die neue Nutzung sei „sehr sinnvoll“, attestierte Böhm. Hier sei mit Mut, Herz und Entschlossenheit reagiert worden. „Das gute Miteinander bleibt“, erklärte Dekan Dr. Andreas Krefft aus Bad Neustadt. Das Haus Sankt Michael sei eine wichtige Begegnungsstätte für die Gläubigen der Region gewesen. „Nach einer Zeit der Trauer erfüllt uns jetzt die Dankbarkeit für das, was wir in diesen Räumen erleben durften.“ Angebote wie beispielsweise für Firmgruppen werde es im Dekanat weiterhin geben. Mit dem neuen Betreiber der Thüringer Hütte gebe es gute Gespräche über eine künftige Zusammenarbeit. Bei der Pastoralkonferenz werde in den kommenden Tagen ebenfalls darüber gesprochen, wie das kirchliche Leben im Landkreis weiter gestaltet werde. Er setzte darauf, dass das gute Miteinander von Kirche, Landkreis und Kommunen fortgesetzt werde. „Das Leben geht weiter, wir bleiben“, sagte Krefft.
Historie des Hauses Sankt Michael
1957 wurde das Haus als „Außenstelle“ des Würzburger Kilianeums errichtet. Bis zu 150 Jungen besuchten zu Hochzeiten das Knabeninternat.
1998 wurde das Haus umgebaut und als Familienbildungshaus für die gesamte Diözese genutzt.
2008 kam das Projekt Mehrgenerationenhaus (gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) hinzu, um in den sozialen Raum hineinzuwirken.
Nach dem Umbau eines Traktes des Hauses nutzten ab 2015 vermehrt kirchliche Jugendgruppen das Haus.
Mehr als die Hälfte aller Übernachtungen waren von diözesanen Belegern: Familienbund, kirchliche Verbände, Pfarreien, Dekanate, diözesane Dienststellen, Kirchliche Jugendarbeit (kja) und andere Jugendgruppen.
2020 erklärte die Bistumsleitung, dass die Trägerschaft der Tagungshäuser in Schmerlenbach, Retzbach, Bad Königshofen und der Thüringer Hütte abgegeben werden soll.
Ab 2021 wurde das Haus auch als Flüchtlingsunterkunft genutzt.
15. November 2022: Verkauf des Hauses an die Stadt Bad Königshofen.