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Gotteslob mit Klein und Groß

Schweinfurter Projekt bringt Kindergartenkinder und Senioren zusammen – Einmal im Monat ökumenische Feier mit Liedern, Gebeten und Aktionen – Maria Garsky: „Senioren fahren total auf Kinder ab“

Schweinfurt/Würzburg (POW) Behutsam trägt Lea-Marie die große, bunt verzierte Osterkerze durch den Speisesaal des Altenheims Sankt Elisabeth in Schweinfurt. Rund 40 Senioren sitzen in einem großen Kreis um sie herum und sehen ihr gebannt zu. Langsam setzt das Mädchen einen Fuß vor den anderen, dicht an den aufmerksamen Gesichtern der alten Männer und Frauen vorbei. „Mit dem Tod ist nicht alles aus und vorbei“, erzählt Pastoralreferentin Maria Garsky. „So wie Christus von den Toten auferstanden ist, werden auch wir von den Toten auferweckt werden.“ Die Kerzenflamme flackert sachte. Dann setzt Lea-Marie die Kerze vorsichtig auf bunten Tüchern ab, die zu einem Kreuz gelegt sind, und setzt sich zu den anderen Kindern, die es sich in der Mitte des Saales auf dem Boden bequem gemacht haben.

„Denn durch dein Kreuz hast du die Welt erlöst“, lautet das Thema des heutigen Besuchs der Kindergartenkinder der Pfarrei Sankt Peter und Paul im Altenheim Sankt Elisabeth. Einmal im Monat feiert eine Kindergruppe gemeinsam mit den Senioren ein ökumenisches „Gotteslob mit Klein und Groß“. Mit Liedern, Gebeten und Aktionen gestalten sie ein zum Kirchenjahr oder zur Jahreszeit passendes Thema. Nacheinander tragen die Kinder Dinge durch den Raum, die eine Station des Kreuzwegs symbolisieren sollen. Ein Stein steht für den Sturz Jesu unter dem Kreuz, ein Taschentuch für die weinenden Frauen, ein Grablicht für den Tod am Kreuz. Garsky begleitet jede Station mit einem kurzen Text. Ganz dicht gehen die Kinder an den alten Menschen vorbei, und die Mutigen schlängeln sich sogar geschickt durch die Stuhlreihen – es sind so viele Senioren gekommen, dass sie teilweise in drei Reihen sitzen. „Das machst Du schön“, lobt eine alte Dame jedes Kind, das an ihr vorbeigeht.

Die Idee zu dem Projekt kam Garsky, die sich zunächst ehrenamtlich und mittlerweile auch in Teilzeit in der Altenheimseelsorge engagiert, als sie ihre beiden Kinder mit nach Sankt Elisabeth brachte. „Sie saßen auf dem Boden und haben mit Autos gespielt, aber sie waren die Attraktion. Da habe ich gemerkt: Senioren fahren total auf Kinder ab.“ Gemeinsam mit Marliese Reißig, Kinderpflegerin im Kindergarten Sankt Peter und Paul und ebenfalls ehrenamtlich in Sankt Elisabeth engagiert, entwickelte sie die Idee zu einem ökumenischen Gotteslob, das alle Bewohner, unabhängig von ihrer Konfession, mitfeiern können. Seit 2009 kommen die Kindergartenkinder einmal im Monat – außer in den Sommerferien – in das Altenheim, um ein rund 30- bis 40-minütiges Gotteslob zu gestalten.

Jedes Treffen beginnt mit dem Begrüßungslied „Einfach spitze, dass Du da bist“. Dann gestalten die Kinder eine „Mitte“ zu einem bestimmten Thema. An Pfingsten wird zum Beispiel der Geburtstag der Kirche gefeiert, im Sommer lautet das Thema „Gottes Liebe ist wie die Sonne“, und im Advent werden gemeinsam „Wünsche an das Christkind“ formuliert. Alle verwendeten Gegenstände werden von den Kindern im Kreis getragen, damit sie auch jeder gut sehen kann. Zum Abschluss beten Kinder und Senioren gemeinsam ein Vaterunser, und die Kinder überreichen an jeden Senior ein kleines Erinnerungsgeschenk – passend zum Thema Kreuzweg ist es heute ein kleines, farbiges Kreuz, das sich einige gleich um den Hals hängen. Eine blinde Frau betastet das Kreuz, das ihr ein Mädchen in die Hand drückt, zunächst neugierig, bevor sie es mit einem breiten Lächeln fest in die Hand nimmt.

Anfangs seien Kinder und Senioren noch in einem Kreis auf Stühlen gesessen, erinnert sich Garsky. „Dann wurde es immer enger, und auf einmal saßen einige Kinder bei den alten Damen und Herren auf dem Schoß.“ Mittlerweile ist der Andrang so groß, dass die Senioren einen großen Kreis bilden, oft in mehreren Reihen hintereinander, und die rund 15 Kinder in der Mitte auf dem Boden sitzen. „Es ist sehr gut und wichtig, dass Kinder mit alten und auch kranken Menschen Kontakt haben“, erklärt Garsky. „Sie lernen dabei auch, anderen Menschen eine Freude zu machen.“ Vor allem aber scheint es den Kindern selbst Freude zu machen. „Mir macht das Spaß“, erklärt ein Mädchen, warum sie jeden Monat ins Altenheim kommt. Das gemeinsame Singen finden viele ganz toll. „Ich bin immer dabei“, sagen ein Mädchen und ein Junge unisono. Die Kinder melden sich freiwillig für diese Besuche. „Es sind eigentlich immer die gleichen“, hat Kinderpflegerin Reißig festgestellt.

Im vergangenen Jahr wurde das Projekt „Gotteslob mit Klein und Groß“ beim „Würzburger Bonifatiuspreis“ des Bonifatiuswerks Würzburg mit dem zweiten Platz ausgezeichnet. Der Preis wird an innovative Projekte zur Glaubensweitergabe und -vertiefung verliehen. Aus der „Innovation“ ist längst eine feste Einrichtung geworden. Ihr Projekt eigne sich aber nicht nur für ein Altenheim, ist Garsky überzeugt: „Auch für eine Tagespflege oder einen Seniorennachmittag in der Pfarrei mit Kindergarten-, Grundschul- oder Kommunionkindern sind die Gottesdienste hervorragend geeignet. Mein großer Wunsch ist, dass so etwas woanders auch angeboten wird.“

Kerstin Schmeiser-Weiß (POW)

(1414/0322; E-Mail voraus)

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