Würzburg (POW) Das Bistum Würzburg hat am Freitag, 30. September, für seine familien- und lebensphasenbewusste Personalpolitik zum fünften Mal in Folge das Zertifikat zum „audit berufundfamilie“ erhalten. Insgesamt wurden 59 Arbeitgeber – Unternehmen, Institutionen und Hochschulen – ausgezeichnet. Die Urkunden werden im Juni 2023 durch die Schirmherrin Bundesfamilienministerin Lisa Paus in Berlin überreicht. Erstmals wurde der Diözese das Gütesiegel 2010 verliehen. Verbindliche Zielvereinbarungen und deren Umsetzung sorgen seither dafür, dass das Familienbewusstsein in der Bistumskultur verankert und systematisch weiterentwickelt wird. „Wir sind stolz über diese wiederholte Bestätigung der sehr guten Arbeit“, betont Generalvikar Dr. Jürgen Vorndran. Er dankt Martina Höß, Referentin für das Projekt „audit berufundfamilie“, und ihrer Mitarbeiterin Brigitte Otremba, „die den Zertifizierungsprozess zu diesem guten Ende gesteuert haben“.
Voraussetzung für das drei Jahre gültige Zertifikat ist die erfolgreiche Re-Auditierung beziehungsweise das Durchlaufen des Dialogverfahrens, das von einer Auditorin der berufundfamilie Service GmbH begleitet wird. Das Ziel der Auditierung ist es, eine familien- und lebensphasenbewusste Personalpolitik systematisch und nachhaltig umzusetzen.
Für die kommenden drei Jahre wurde auf der Grundlage von Interviews mit Führungskräften sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem Bistum ein Handlungsprogramm erarbeitet, erklärt Höß. „Dieses Handlungsprogramm hat die Bistumsleitung bestätigt.“ Im Fokus stehen aktuell die fünf Themenfelder „Führung“, „Personalentwicklung“, „Mobile Arbeit“, „Kommunikation“ und „Betriebliche Gesundheitsförderung“.
Im Handlungsfeld „Führung“ liegen die Schwerpunkte auf der Erhöhung des Frauenanteils in höheren Führungsebenen sowie der Förderung von Führungskräften. Dazu ist unter anderem ein Seminar für Führungskräfte in den neuen Pastoralen Räumen geplant. Neue Leitungsmodelle wie zum Beispiel Jobsharing oder die Besetzung von Führungspositionen mit „Tandems“ sollen es beispielsweise Frauen in Teilzeit erleichtern, Leitungsverantwortung zu übernehmen. „Das Referat Hochschule zum Beispiel wird seit Mai 2022 von einem Team, bestehend aus einer Frau und einem Mann, geleitet“, nennt Höß als aktuelles Beispiel.
Die Potenziale der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erkennen und sie in ihrer beruflichen Weiterentwicklung zu fördern ist das Ziel des Handlungsfelds „Personalentwicklung“. „Es ist wichtig, Kompetenzen und Potenziale zu erkennen und zu nutzen, unabhängig davon, ob es um einen Stellenwechsel geht“, erklärt Höß. Gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten und mit ihnen Entwicklungsmöglichkeiten im Bistum zu finden, sei besonders angesichts des Fachkräftemangels dringend erforderlich.
Das „Mobile Arbeiten“ sei während der Coronapandemie erfolgreich ausgebaut worden, sagt Höß. Nun sollen unter anderem die verschiedenen Modelle des Mobilen Arbeitens auf ihre Praktikabilität geprüft und daraus Standards für den Alltag abgeleitet werden.
Unter dem Schlagwort „Betriebliche Gesundheitsförderung“ wird eine Vernetzung aller Stellen angestrebt, die sich mit Gesundheitsfragen befassen. Dabei geht es unter anderem um die Arbeitssicherheit und Arbeitsbedingungen, gesundheitliche Prävention, Unterstützung im Krankheitsfall beziehungsweise bei der Wiedereingliederung nach einer längeren Erkrankung.
Im Handlungsfeld „Kommunikation“ schließlich soll durch frühzeitige Information die Transparenz des Handelns im Bistum gestärkt sowie die regelmäßige Kommunikation mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gefördert werden, zum Beispiel über das diözesaninterne Mitarbeiterinformationssystem (MIT).
Stichwort „audit berufundfamilie“
Die berufundfamilie Service GmbH versteht sich als Dienstleister und nach eigenen Angaben „Think Tank“ im Themengebiet Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben. Ihr zentrales Angebot ist das audit berufundfamilie/ audit familiengerechte hochschule, das von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung initiiert wurde. Einsetzbar in allen Branchen und unterschiedlichen Betriebsgrößen, erfasst das audit den Status quo der bereits angebotenen familien- und lebensphasenbewussten Maßnahmen, entwickelt systematisch das betriebsindividuelle Potenzial und sorgt mit verbindlichen Zielvereinbarungen dafür, dass Familienbewusstsein in der Unternehmenskultur verankert wird. Nach erfolgreichem Abschluss dieses Prozesses entscheidet ein unabhängiges, prominent mit Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verbänden besetztes Kuratorium über die Erteilung des Zertifikats zum audit, das als Qualitätssiegel für die nachhaltige Gestaltung der betrieblichen Vereinbarkeitspolitik gilt und drei Jahre gültig ist. Die in der Zielvereinbarung getroffenen Maßnahmen sind während dieser Zeitspanne zu verfolgen. Die praktische Umsetzung wird von der berufundfamilie Service GmbH jährlich überprüft. Nach jeweils drei Jahren können zweimal im Rahmen von Re-Auditierungen weiterführende personalpolitische Ziele vereinbart werden. Daran (erstmalig nach neun Jahren) schließt sich das Dialogverfahren an. Nur bei erfolgreicher Durchführung des Dialogverfahrens darf der Arbeitgeber das Zertifikat weiterführen. Seit 1998 wurden rund 1900 Arbeitgeber mit dem Zertifikat zum audit ausgezeichnet. Die berufundfamilie Service GmbH besitzt die europaweite Lizenz für das audit. Bundesfamilienministerin Lisa Paus ist Schirmherrin für das audit, das von den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft – BDA, BDI, DIHK und ZDH – empfohlen wird. Nähere Informationen im Internet unter www.berufundfamilie.de.