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Erkenntnisreicher Blick in die deutsch-deutsche Geschichte

Studienfahrt des KAB-Bildungswerks im Bistum Würzburg führte ins bayerisch-thüringische Grenzland

Würzburg/Mödlareuth (POW) Das deutsch-deutsche Museum in Mödlareuth und ein historisch-technisches Denkmal zum Schieferbergbau in Lehesten sind Ziel einer Studienfahrt des Bildungswerks der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) der Diözese Würzburg in das Grenzgebiet zwischen Bayern und Thüringen gewesen. 38 Personen hätten dank der fachkundigen Reiseleitung von Rita Metzger und exzellenter Fremdenführer einen ereignisreichen Fortbildungstag zur deutschen Geschichte und zum Schieferabbau in Deutschland erlebt, heißt es in einer Pressemeldung der KAB. Rund 200 Kilometer war das Reiseziel von Würzburg entfernt. Zusammen mit Ruhestandspfarrer Arnold Seipel, dem früheren Diözesanpräses der KAB, erbaten sich die Reisenden auch den Segen Gottes und beteten für den Frieden.

Mödlareuth ist ein 50-Einwohner-Dorf und gilt ähnlich wie Berlin als Symbol der deutschen Teilung und Wiedervereinigung. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bildete der durch den Ort fließende Tannbach zunächst die Demarkationslinie zwischen der sowjetischen und amerikanischen Besatzungszone. Mit Gründung der beiden deutschen Staaten lag von 1949 bis 1989 ein Teil des Dorfes in Thüringen in der DDR, der andere in Bayern und damit in der BRD. Hier trafen die politischen Gegensätze zwischen Ost und West aufeinander.

Schon kurz nach dem Fall der Mauer wurde im September 1990 in Mödlareuth eine Gedenkstätte mit Museum eröffnet. Es gibt wohl kaum einen authentischeren Ort, um die politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und alltagsgeschichtlichen Aspekte der deutsch-deutschen Teilung deutlicher vermitteln zu können. Mit einer Filmvorführung, Fotos, vielen Originalobjekten und vor allem einem Gang über das Freigelände erlebten die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer einen zu Herzen gehenden Geschichtsrückblick.

Die KABler aus Würzburg wurden vom Gedenkstättenpädagogen Jochen Frank durch das einst geteilte Dorf geführt. Sie sahen Teile des hohen Holzbretterzauns, der ab 1952 beide Ortsteile abriegelte. 1966 folgte der Bau einer Mauer aus Beton. Als am 25. Mai 1973 einem Berufskraftfahrer die einzige Flucht in Mödlareuth glückte, errichteten die DDR-Grenzgruppen einen zusätzlichen Metallgitterzaun parallel zur 700 Meter langen Betonmauer. Ein anschauliches Streckenstück des Grenzgebiets vom Kolonnenweg bis zum verminten Gelände am Zaun gehört heute zur Gedenkstätte.

Nach dem Mittagessen in einem früheren Forsthaus in der Kurstadt Bad Lobenstein im Thüringer Schiefergebirge tauchten die Studienreisenden ein in die Geschichte des Schieferbergbaus. Mitten im „Geopark Schieferland“ liegt die Stadt Lehesten. Hier entstanden seit dem 13. Jahrhundert die größten Tageabbaue für Schiefer des europäischen Kontinents. Das „Blaue Gold“ prägte die unverwechselbare Region des Hochplateaus unweit des bekannten Höhenwanderwegs Rennsteig.

Gästeführer Jörg Pantzer führte die fränkischen Besucherinnen und Besucher durch ein einmaliges technisches Denkmal zum historischen Schieferbergbau Lehesten. Es ging um den Werdegang des Dach- und Wandschiefers von der Gewinnung und Förderung bis hin zur kunstvollen Bearbeitung des besonderen Gesteins, um Traditionen sowie die wechselnde Technik der Förderung und Verarbeitung. Die Teilnehmer sahen zudem prachtvolle Schiefereindeckungen, riesige Schieferhalden oder den 45 Meter tiefen Schiefersee.

Alle historischen Funktionsgebäude des 19. Jahrhunderts sind heute wertvolle bildungstouristische Kleinode. In Europa einmalig ist eine Göpelschachtanlage. Ähnlich interessant sind die markante Doppelspalthütte oder das Aufseher- und Mannschaftshaus. Fast 750 Jahre prägte der Schieferabbau die Region. In den Blütezeiten hatten 2500 Menschen damit ihren Broterwerb. 1999 wurde der Betrieb in Thüringen eingestellt. Schiefer wird heute vor allem aus Spanien importiert.

Zum Abschluss der Bildungsreise kehrten die KABler aus der Diözese Würzburg bei der Gaststätte im Altvaterturm im Thüringer Wald mit der Elisabethkapelle im Keller, einer Freilichtbühne und einer offenen Aussichtsplattform auf 824 Meter über dem Meeresspiegel ein. „Wir haben heute viele Eindrücke bekommen und einen erfolgreichen Tag des Rückblicks auf unsere jüngere Geschichte erlebt“, resümierte Reiseleiterin Metzger unter dem Beifall der Reisegruppe.