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„Ein schmerzlicher Prozess für uns alle“

Interview mit Generaloberin Schwester Monika Edinger von den Erlöserschwestern in Würzburg – Kloster Lülsfeld und Maria-Theresia-Berufsfachschule in Schweinfurt schließen – Neue Horizonte eröffnen

Würzburg/Lülsfeld/Schweinfurt (POW) Die Kongregation der Erlöserschwestern steht vor großen Veränderungen. Das traditionsreiche Kloster Maria Schnee in Lülsfeld im Landkreis Schweinfurt schließt ebenso wie die Maria-Theresia-Berufsfachschule in Schweinfurt. Im POW-Interview spricht Generaloberin Schwester Monika Edinger (47) über die Gründe dieser Entscheidungen, über das „Loslassen“ und über „Zeichen der Hoffnung“.  

POW: Die Erlöserschwestern schließen ihr Kloster in Lülsfeld. Welche Gründe haben zu dieser Entscheidung geführt und wann werden die Schwestern das Kloster verlassen?

Generaloberin Schwester Monika Edinger: Schon seit langer Zeit tragen wir Sorge für unser Kloster Maria Schnee und besonders für die elf Schwestern, die dort leben, beten und arbeiten. Es ist vor allem die Verantwortung für unsere Schwestern, die uns zur Schließung veranlasst hat. Hinzu kommt, dass wir im Blick auf die Zukunft unserer Kongregation und im Blick auf unsere Altersstruktur und die wirtschaftlichen Möglichkeiten Prioritäten setzen wollen und müssen. So werden wir das Bildungshaus zum 31. Dezember 2014 schließen, die Schwestern werden bis Ende Februar 2015 von Lülsfeld Abschied nehmen.

POW: Welche Bedeutung hatte dieses Kloster für die Erlöserschwestern?

Edinger: Mit unserem Kloster in Lülsfeld beenden wir eine lange Geschichte unserer Kongregation. Die Schwestern haben dort seit 1886 in unterschiedlichen Aufgaben ihre Kräfte eingesetzt. In der Nachkriegszeit war es Stätte der Ordensausbildung. Immer ging es um die Menschen mit ihren besonderen Nöten, Hoffnungen und Fragen. Ob es die Kinder im Kindergarten oder die jungen Menschen waren, die in der Haushaltungsschule für ihre Zukunft vorbereitet wurden, ob es die alten Menschen im integrierten Altenheim waren, ob es die Kranken waren, die durch die Naturheilkunde und die Fürsorge der Schwestern Heilung erfuhren, ob es in der Kriegszeit Flüchtlinge oder Verletzte waren oder die Gäste, die im Bildungshaus die Gastfreundschaft erleben konnten: Jede Schwester wollte durch ihr Tun und ihr Dasein die Liebe und Sorge Gottes spürbar werden lassen. Neben der Sorge um den Menschen war in unserem Kloster in Lülsfeld auch die Bewahrung der Schöpfung ein großes Anliegen. Die Feldarbeit und die Schweinezucht, Obst- und Gemüseanbau waren für unsere Schwestern und ihre Mitarbeiter ein Dienst, der bis heute von Pächtern in Verantwortung für Ökologie und Umweltschutz weitergeführt wird.

POW: Sie müssen von einer langen Tradition mit vielen Lebensgeschichten Abschied nehmen…

Edinger: Die Entscheidung zur Schließung ist ein schmerzlicher Prozess für uns alle. Auch in der Fürsorge für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter suchen wir für sie nach Wegen und Perspektiven. In diesem Prozess der Schließung ist es für uns ermutigend, dass die Schwestern diese Zeit des Loslassens nun auch als ihre Aufgabe entschieden angehen, um gerade für die Menschen in Lülsfeld, aber auch für die Gäste, die in diesem Jahr noch das Haus beleben, die Botschaft zu verkünden, dass „Loslassen“ zu unserem Leben gehört und dass jedes Ende auch einen Neuanfang ermöglicht.

POW: Werden Sie das Kloster Lülsfeld verkaufen oder gibt es bereits Pläne für eine Nutzung nach dem Auszug der Schwestern?

Edinger: Zurzeit stehen wir in unterschiedlichen Gesprächen, bisher ist noch keine endgültige Entscheidung getroffen. Wir sind offen für das, was sich uns auftun wird, und vertrauen auf die Mithilfe des Heiligen Geistes. Unsere Hoffnung ist es, dass das Kloster Maria Schnee auch zukünftig ein Ort sein wird, an dem Menschlichkeit erfahren und gelebt wird.

POW: Als weitere Einrichtung schließt ihre Maria-Theresia-Berufsfachschule in Schweinfurt. Welche Gründe haben zu dieser Entscheidung geführt?

Edinger: Trotz des sehr großen Einsatzes unserer Lehrkräfte und der individuellen Betreuung zeigt sich seit einigen Jahren ein deutlicher Rückgang der Schülerinnenzahlen, bedingt durch die demographische Entwicklung. Hinzu kommen die oft geringe Akzeptanz von hauswirtschaftlichen Tätigkeiten in unserer Gesellschaft und die damit einhergehende schwindende Attraktivität für die Ausbildung und Ausübung hauswirtschaftlicher Berufe. Ein weiterer Entscheidungsgrund war die anstehende Sanierung des Gebäudes und, wie auch in Lülsfeld, die richtungsweisende Zukunftsplanung für die Gesamtkongregation.

POW: Sind weitere Schließungen bei Ordenshäusern der Erlöserschwestern geplant? Welche Häuser werden die Erlöserschwestern mittel- bis langfristig erhalten?

Edinger: In unserer Zukunftsplanung wollen wir auch weiterhin sorgsam und verantwortungsbewusst für alle unsere Einrichtungen und Häuser, aber mehr noch für unsere Schwestern, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und besonders für die Menschen, für die wir als Erlöserschwestern und als Dienstgemeinschaft da sein wollen, Perspektiven entwickeln. Welche Entscheidungen damit verbunden sein werden, wird sich erst im gemeinsamen Entscheidungsprozess zeigen.

POW: Sie sind erst neu im Amt der Generaloberin. Wie gehen Sie persönlich und wie gehen Ihre Mitschwestern mit diesem Rückzug ihrer Ordensgemeinschaft von traditionsreichen Wirkungsorten um?

Edinger: Es ist wohl für keine Verantwortliche leicht, Einrichtungen schließen oder Kommunitäten auflösen zu müssen. Dennoch gehören auch solche Entscheidungen zur Aufgabe einer Generaloberin. Für mich ist es sehr hilfreich, keine einsamen Entscheidungen treffen zu müssen, sondern als Generalleitungsteam und ebenso in enger Zusammenarbeit mit kongregationsinternen Gremien zu gemeinsamen Beschlüssen zu finden. Unsere Mitschwestern stehen mit uns zusammen in diesem Prozess und tragen die Entscheidungen mit. Natürlich sind damit auch schmerzliche und wehmütige Erfahrungen verbunden. Dennoch haben wir uns entschlossen, uns nicht entmutigen zu lassen oder zu resignieren, sondern gemeinsam nach Wegen in die Zukunft zu suchen.

POW: Was stimmt Sie trotz des Rückzugs an mehreren Orten optimistisch für die Zukunft der Kongregation der Erlöserschwestern?

Edinger: Veränderungen bringen immer Bewegungen mit sich. So ist in unserer Kongregation auch eine innere Bewegung spürbar. Dass wir nun in der Generalleitung zum ersten Mal in der Geschichte unserer Kongregation international besetzt sind und mit unserer amerikanischen und tansanischen Schwester alle Teile unserer Gemeinschaft an einem Tisch vereint sind, ist ein Ausdruck dieser Bewegung und des Wirkens des Geistes Gottes. Dass wir als Schwestern des Erlösers enger zusammenrücken und gleichzeitig Raum eröffnen für ein vertieftes Miteinander mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, das ist Zeichen der Hoffnung. Dass wir einen gemeinsamen Suchprozess begonnen haben, bereit sind zu lassen, wo es nötig ist, und uns dabei fragen, was sind heute Nöte der Zeit, das eröffnet neue Horizonte. Dass wir uns gegenseitig ermutigen und das, was war und was kommt, miteinander tragen und angehen und dass wir dabei den Herrn in unserer Mitte wissen, das stimmt mich optimistisch.

Interview: Bernhard Schweßinger (POW)

Aktuelles Lexikon: Schwestern des Erlösers 

Die Kongregation der Schwestern des Erlösers hat ihren Ursprung in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als die beginnende Industrialisierung für viele Menschen soziale Nöte mit sich brachte. Mutter Alfons Maria Eppinger gründete mit Gleichgesinnten in Niederbronn im Elsass die Gemeinschaft. Sie forderte in der „Ersten Regel“ ihre Mitschwestern auf, sich mit dem Geist und Leben Jesu zu identifizieren. Seit Oktober 1854 wirkten Niederbronner Schwestern auch in Würzburg. Die große Entfernung zum elsässischen Mutterhaus führte zu Problemen, da die Schwestern als Ausländer galten und jederzeit eine Ausweisung möglich war. Der damalige Bischof von Würzburg, Georg Anton von Stahl, gründete daraufhin eine eigenständige Kongregation für die Diözese. Die erste Generaloberin, Schwester Maria Honorine Steimer, übernahm am 15. Juni 1866 die Leitung der Kongregation „der Töchter des Allerheiligsten Erlösers“, die seit 1969 „Schwestern des Erlösers“ heißt. 1963 wurde die Gemeinschaft zur Kongregation päpstlichen Rechtes erhoben. Die Zahl der Schwestern wuchs schnell. 1938 gab es zirka 3000 Schwestern, die in 443 Niederlassungen karitative Dienste leisteten. 1924 gingen die ersten Schwestern nach Nordamerika, 1957/58 wurde die erste Niederlassung in Tansania (Ostafrika) eröffnet. Seit 1986 werden auch junge Afrikanerinnen in die Kongregation aufgenommen. 

Derzeit leben in der Kongregation 354 Schwestern, davon 288 Schwestern in Deutschland, 21 Schwestern in den USA und in Tansania 45 Schwestern, einschließlich Novizinnen. Das Mutterhaus befindet sich in der Ebracher Gasse 6 in Würzburg. Weitere Niederlassungen sind die Theresienklinik in Würzburg und das Krankenhaus Sankt Josef in Schweinfurt, zwei Berufsfachschulen in Schweinfurt, drei Kindertageseinrichtungen in Würzburg und eine in Schweinfurt. Weiterhin sind die Schwestern tätig in den Bildungshäusern Maria Schnee in Lülsfeld und im Haus Immanuel in Wollbach, in der Geistlichen Jugend- und Familienbegegnung „Wirbelwind“ im Steinbachtal in Würzburg und in der Gemeindepastoral. Arme und bedürftige Menschen erhalten Unterstützung in der Elisabeth-Stube in Würzburg und der Maria-Theresia-Stube in Schweinfurt. Betreut werden betagte und kranke Schwestern im Alten- und Pflegeheim in Heidenfeld und in Würzburg. Mit ähnlichen Aufgaben sind die Schwestern tätig in Philadelphia (USA) und Tansania. 

(0714/0150; E-Mail voraus)

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