Würzburg/Rom (POW) Am Mittwoch, 24. Oktober, ist im Vatikan die Enzyklika „Dilexit nos – Über die menschliche und göttliche Liebe des Herzens Jesu Christi“ veröffentlicht worden. Papst Franziskus hat damit seine vierte Enzyklika vorgelegt. Bischof Dr. Franz Jung würdigt das Lehrschreiben und erklärt:
„Es fehlt das Herz. Wer wollte dieser Diagnose des Heiligen Vaters widersprechen? Die Not ist so alt wie die Kirche selbst. Daher lädt Papst Franziskus dazu ein, den Wert der Verehrung des heiligsten Herzens Jesu wieder zu entdecken. Die Herz-Jesu-Verehrung ist alles andere, als ein verstaubtes Relikt vergangener Tage. Eindrücklich legt der Papst dar, woran die Kirche krankt und was ihr zum Heil dienen könnte. Denn die Herz-Jesu-Frömmigkeit bewahrt davor, sich in Strukturdiskussionen zu verausgaben, Zwangsvorstellungen vergangener Zeiten anzuhängen und in der Anbetung der eigenen Gesinnung zu verharren, die in Fanatismus mündet, wie er zusammenfassend schreibt (219).
Von der Wiederentdeckung der Verehrung des Herzens Jesu erwartet er – und hier bleibt sich Papst Franziskus treu – eine Vertiefung der persönlichen geistlichen Erfahrung und einen starken Impuls für das gemeinschaftliche und missionarische Engagement. Beides hatte er bereits in Evangelii Gaudium angemahnt und beides bildet den Tenor seiner Verkündigung. Die Enzyklika lädt dazu ein, die Fülle und Schönheit der Zeugnisse der Verehrung des heiligsten Herzens Jesu wiederzuentdecken. Allein darin erweist sie sich von großem Wert. Es verwundert nicht, dass vor allem die Heiligen darin ausführlich zu Wort kommen. Insofern bietet sie ausgehend von den biblischen Belegen bis zu Glaubenszeugen unserer Tage einen Abriss der Geschichte christlicher Spiritualität. Diesen Zeugnissen nachzudenken und sie zu meditieren, lohnt sich. Man muss dem Papst danken, an diesen Aspekt unserer Tradition erinnert zu haben.
Sicher werden Kritiker monieren, dass der Papst der Kirche jetzt fromme Gedanken vorlegt, anstatt die kirchenpolitischen Herausforderungen anzugehen, wie sie momentan bei der Weltsynode diskutiert werden. Doch allein die Diagnose, es fehlt das Herz, ist ein kirchenpolitisches Statement erster Güte. Die Kirche wird sich gerade im Blick auf die Fragen nach einem barmherzigen Umgang mit Scheitern und die Frage nach dem gleichberechtigten Zugang zu den Ämtern genau daran messen lassen müssen.
Insgesamt präsentiert sich diese vierte Enzyklika als geistliches Vademecum für das heilige Jahr 2025 und weit darüber hinaus. Es bleibt der Enzyklika ‚Dilexit nos‘ sehr zu wünschen, dass ihr tiefer Gehalt in den kommenden Jahren zum Tragen kommt. Denn es geht in der Herz-Jesu-Verehrung um nichts geringeres als die Umkehr zum liebenden Herzen Jesu, von der alles abhängt.“