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Ein Dorf, eine Geschichte, eine Leidenschaft

Fränkische Passionsspiele in Sömmersdorf ziehen mit Neuinszenierung Zuschauer in den Bann – Schirmherr Bischof Jung: „Das ist wahnsinnig spannend“

Sömmersdorf (POW) Stehende Ovationen, Begeisterung bei den Zuschauern – und Stolz bei Beteiligten und Förderern: Die Fränkischen Passionsspiele im 680-Einwohner-Dorf Sömmersdorf haben bei ihrer Premiere zur Spielzeit 2024 am Sonntagnachmittag, 23. Juni, das Publikum in den Bann gezogen. Eine grundlegend erneuerte Inszenierung mit rund 400 Personen auf der Bühne, eigens komponierte Livemusik zur Passionserzählung, zahlreiche neue Kostüme, eine neue Einbeziehung der zentralen Videoleinwand in das Geschehen, Solo-Gesangsstücke, deutlich verstärkte Nutzung der unterschiedlichen Spielebenen und vieles mehr – die Fränkischen Passionsspiele, seit 2020 im Bayerischen Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO, haben sich einmal mehr neu erfunden und gesteigert. Oder um es mit den gesungenen Schlussworten der beteiligten Akteure zu sagen: „Eine Geschichte, ein Dorf, eine Leidenschaft.“

Unter der gemeinsamen Regie von Silvia Kirchhof und Kai Christian Moritz wird die Leidens- und Liebesgeschichte Jesu im Sömmersdorfer „Münsterholz“ heuer neu erzählt und zum intensiven Erlebnis für die Zuschauer. Unter anderem durch eine grundlegende Überarbeitung des Texts. Ob bestimmte Figuren zu den Guten oder den Bösen gehören, muss bei mehreren Figuren jetzt von den Zuschauern selbst beantwortet werden. Mit Videoeinspielungen auf der großen LED-Rückwand werden Gedanken und Emotionen eingebracht. So wird das Spiel auf der Bühne, bei den Massenszenen wie der Verurteilung vor Pilatus wie bei der Einsamkeit und dem Hadern Jesu am Ölberg, zu einem ständigen Wechselbad der Gefühle.

Die Frauenrollen haben eine neue Wichtigkeit bekommen, wie Regisseurin Kirchhof erklärt. „Sie sind auf Augenhöhe mit Jesus und werden den Weg mit ihm gehen.“ Diese verstärkte Präsenz sei einer der neuen Akzente. „Wir wollten, dass sie auf der Bühne stehen und präsent sind und nicht dienend und im Hintergrund, sondern genauso wichtig wie die Männer.“ Und noch etwas sei ihr und Regiekollegen Moritz wichtig gewesen: Es sei erleichternd gewesen zu spüren, dass das Publikum an den Stellen, wo das gewünscht war, ganz still wurde oder eben auch lachte.

„Beim Text ist viel passiert“, sagt auch Tobias Selzam, Jesus-Darsteller bei der Premiere. Das sei gut und richtig, denn es gehe darum, „den guten Geist“ auch ins Heute rüberzubringen. Auch wenn das für ihn, der zum dritten Mal Jesus darstellt, bedeute, den neuen Text lernen zu müssen. „Man wird getragen von den vielen Leuten, die mitspielen, von Leuten, die im Volk dabei sind, von den Römern, von den Wächtern, von Leuten aus dem Hohen Rat. Auch wenn es bei manchen Szenen auf der Bühne nicht so ausschaut, ist es tatsächlich ein großes Miteinander“, betont Selzam. Patrick Spyra, an diesem Nachmittag Judas, sieht das ähnlich: „Wir kämpfen bis zur letzten Sekunde der Aufführung, dass wir da was Wundervolles für die Zuschauer zaubern. Das ist, was uns ausmacht.“

Bischof Dr. Franz Jung, Schirmherr der Sömmersdorfer Passionsspiele, lobt die Inszenierung der Passion. „Das Ringen mit dem Bösen, das bei der vorigen Aufführung in Form einer Person immer wieder über die Bühne schlich, ist jetzt ganz internalisiert in die beiden zentralen Figuren Jesus und Judas. Letzterer ringt sehr, sehr eindringlich um das, was er da tut.“ Für Judas gehe es darum, ob es ihm gelinge, diesen Jesus tatsächlich dazu zu zwingen, als Messias durchzugreifen und die Hoffnung wahrzumachen, die sie als Jüngerinnen und Jünger in ihn gesetzt haben. „Und das ist wahnsinnig spannend.“

Auch die politische Prominenz zeigt sich vom Stück berührt. „Besonders beeindruckt hat mich die Szene am Ölberg. Jesu Zweifeln und Zögern wurden darin sehr gut und ausführlich gezeigt, wie man das eigentlich sonst so nicht kennt von den Passionsspielen“, sagt Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach. Sie glaube, dass viele Menschen dadurch gut abgeholt würden, „weil man natürlich auch selbst eigene Zweifel, eigene Gedanken hat, die vielleicht nicht jeden Tag gut sind, und man mit sich und der Welt manchmal auch ein bisschen ringt“. Florian Töpper, Landrat des Landkreises Schweinfurt, lobt, dass trotz der inhaltlichen Dichte in der Passion auch eine gewisse Leichtigkeit zu finden sei. „Es ist meines Erachtens eine gelungene Mischung.“ Es sei den Sömmersdorfern abermals gelungen, eine bekannte Geschichte in die aktuelle Zeit einzubetten. „Das freut mich als Landrat natürlich über die Maßen.“

Tief beeindruckt verlassen die rund 1600 Zuschauer des Passionsspiels am späten Sonntagnachmittag die überdachte Freilichtbühne. „Das war ergreifend und fernsehreif. Das ist für jeden empfehlenswert, der sich für den christlichen Glauben interessiert.“ Er habe sein Taschentuch noch jetzt in der Hand, erklärt ein Besucher. „Sensationell. Die Menschen, die Kostüme, die Ausstrahlung. Wir haben Gänsehaut“, sagen zwei Zuschauerinnen. „Ein mächtiges Spektakel, von den Laienschauspielern sehr eindrucksvoll rübergebracht“, betont eine Gruppe aus Miltenberg.

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Weitere 17 Aufführungen finden bis 18. August statt. Kartenvorbestellung und Verkauf bei: Geschäftsstelle der Fränkischen Passionsspiele, Ecke Zinnstraße/Passionsweg, 97502 Sömmersdorf, Telefon 09726/2626, E-Mail info@passionsspiele-soemmersdorf.de, Internet www.passionsspiele-soemmersdorf.de.

mh (POW)

(2624/0666; E-Mail voraus)

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