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Begleiter der Soldaten im Einsatz

Bei der „Grünen Woche“ auf dem Truppenübungsplatz Hammelburg kommen Militärseelsorger aus ganz Deutschland zusammen, um sich auf ihren Dienst vorzubereiten – Soldatinnen und Soldaten schätzen die Betreuung laut einer Umfrage sehr

Lager Hammelburg (POW) Die Militärseelsorge in der Bundeswehr bewerten 91 Prozent der Soldatinnen und Soldaten positiv, bei Soldaten in Auslandseinsätzen liegt der Wert sogar bei 95 Prozent. Ziemlich genau jeder zweite Uniformierte (52 Prozent) hat das Angebot der Militärseelsorge schon einmal genutzt. Das hat eine aktuelle Umfrage des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr und des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland ergeben. Befragt wurden im Herbst 2022 rund 7400 Soldatinnen und Soldaten. „Unsere Arbeit wird geschätzt“, sagt auch Sebastian Herbert, der seit knapp vier Jahren als Militärpfarrer in Hammelburg arbeitet. Dort findet einmal im Jahr die Ausbildungswoche beim Heer für neue Militärseelsorger statt, die so genannte „Grüne Woche“, berichtet das Würzburger katholische Sonntagsblatt in seiner aktuellen Ausgabe.

„Die Woche ist wichtig“, kommentiert Pfarrer Sebastian Herbert die Ausbildung. Er selbst habe bereits zwei Auslandseinsätze hinter sich: Zuletzt war er mit der Marine unterwegs, davor unterstützte er den Einsatz im nordirakischen Erbil. „Als Seelsorger ist man meistens vier Monate lang im Camp, das Leben findet also auf wenigen hundert Quadratmetern statt“, erzählt der 48-Jährige. Genau das wird in der Grünen Woche der Infanterischule Hammelburg auf dem dortigen Truppenübungsplatz nachgestellt. Die Militärseelsorger leben in Containern und sind in Tarnfarben unterwegs: „Wir tragen ja keine Uniform, sondern Schutzkleidung, aber es sieht genauso aus“, betont Herbert. Größter Unterschied: Auf den Schulterklappen der Militärseelsorger sind religiöse Symbole zu sehen.

29 Teilnehmer hatte die diesjährige Grüne Woche. Bei dreien war das Zeichen der jüdischen Militärseelsorge zu erkennen, der Rest trug zu gleichen Teilen die Kreuze für katholische und evangelische Militärseelsorger. Zehn Frauen waren unter den Pfarrerinnen und Pfarrern, Pfarrhelferinnen und Pfarrhelfern.

Einer der Teilnehmer ist der aus der Bischofsheim in der Rhön stammende Pfarrer Klaus Weber. Er ist seit 1. September 2023 für den Dienst in der Militärseelsorge im Militärpfarramt im südbayerischen Füssen mit den weiteren Standorten Altenstadt und Sonthofen freigestellt. Als junger Mann habe er keinen Grundwehrdienst geleistet, erzählt Weber. „Ich habe mich vor allem durch den Krieg in der Ukraine mit den Themen Krieg und Frieden auseinandergesetzt.“ Mit Flüchtlingen aus der Ukraine und anderen Kriegsgebieten habe er viele Gespräche geführt. In seiner Zeit als Leiter der Pfarreiengemeinschaft Tückelhausen habe er dann die Ausschreibung für die Militärseelsorge gesehen und sich beworben.

„Die Bundeswehr ist eine eigene Welt“, fasst Weber die Eindrücke aus seinem ersten Jahr zusammen. Für ihn sei immer klar gewesen, dass der Wechsel in die Militärseelsorge auch mit Auslandseinsätzen verbunden sein kann: „Wo die Truppe ist, ist auch ein Seelsorger“, sagt Weber. Die Einweisungslehrgänge bei Heer und Marine würden das Leben in einem Lager aber noch einmal ganz anders vor Augen führen. An seinem Dienst schätze er die unmittelbare Seelsorge und den Kontakt zu vielen jungen Menschen.

Militärpfarrer werden laut Sebastian Herbert immer für sechs Jahre von ihren Heimatdiözesen freigestellt. Meist gebe es die Option für weitere sechs Jahre. Diesen Schritt gewählt hat auch Thomas Pinzer: Im Jahr 2022 sorgte er bundesweit für Schlagzeilen, weil er als Leiter der Hauptabteilung Seelsorge in der Diözese Regensburg zurücktrat. Während seines Therapie-Aufenthalts in Münsterschwarzach begründete er den Schritt mit seiner „in vielen Dingen abweichenden Meinung“ zu der des Regensburger Bischofs Rudolf Vorderholzer.

Seit Juli 2023 ist Thomas Pinzer Militärpfarrer bei der Marine in Kiel. „Mich hat gereizt, dass man sehr nahe am Menschen ist“, begründet er den Abschied aus der Oberpfalz. „Ich habe gemerkt, wie dankbar Soldatinnen und Soldaten sind, wenn man für sie da ist“, sagt der 60-Jährige. Vor allem erlebe er bei allen Soldaten, dass sie „alles tun, damit Krieg verhindert wird“. Als ehemaliger Pfadfinder kenne er zwar das Leben in Lagern, aber beim Lehrgang in Hammelburg gehe es zusätzlich um Waffenkunde, den Umgang mit Funkgeräten oder die Erkundung des Geländes.

Als Militärseelsorger habe er vier Aufgabenbereiche, sagt Pinzer: Zum einen gebe es einen großen Bedarf an Einzelgesprächen. Dabei werde kein Unterschied zwischen Soldaten mit und ohne Religionszugehörigkeit gemacht: „Wir arbeiten in ökumenischer Verbundenheit und Offenheit.“ Zweiter Aufgabenbereich seien liturgische Feiern – von Gottesdiensten bis zu offiziellen Anlässen wie Kranzniederlegungen. Drittens geben Militärseelsorger den „lebenskundlichen Unterricht“, also eine Art Ethik-Kurs bei Ausbildungen. Und schließlich gebe es die Begleitung von Auslandseinsätzen. Neben der Grünen Woche beim Heer gebe es dafür die Blaue Woche bei der Marine, bei der es vor allem um Rettungsübungen auf Schiffen und das Verhalten bei Bränden geht.

Zur Grünen Woche in Hammelburg gehört laut Ausbildungsleiter Oberstleutnant Markus der „Umgang mit brenzligen Situationen“. Zum Abschluss gebe es deshalb auch eine Übung mit Pyrotechnik und gestellten medizinischen Notfällen. Die Militärseelsorger sollten sich darauf vorbereiten, was im Einsatz alles passieren könne, nennt Oberstleutnant Markus als Grundsatz. Los gehe es mit allgemeiner Truppenkunde, der Orientierung mit Karte und Kompass, der Suche nach einer geeigneten Stelle für einen Feld-Gottesdienst sowie einer Waffen- und Funkgeräte-Kunde. Auf dem Truppenübungsplatz werden auch mehrere Situationen nachgestellt, wie sie im Einsatz vorkommen könnten, wie Kontrollposten oder Unfälle. Zudem lernen die Militärseelsorger die genormten Container kennen, in denen sie bei einem Auslandseinsatz vier Monate am Stück leben und arbeiten müssen.

Stichwort: Seelsorge in der Bundeswehr

Die Bundeswehr betont den Grundsatz „Religion ist Privatsache.“ Daten zur Religionszugehörigkeit erhebt die Truppe nach eigenen Angaben ausschließlich für die Zahlung der Kirchensteuer. Demnach sind rund 29 Prozent der aktuell rund 181.000 Soldatinnen und Soldaten evangelisch, 22 Prozent katholisch. Dem orthodoxen Christentum ordnen sich laut Bundeswehr etwa 1000 Uniformierte zu, dem Islam rund 2400 und dem Judentum rund 300. Die katholische Militärseelsorge gliedert sich in vier Dekanate und 78 Militärpfarrämter. Die evangelische Kirche stellt sogar rund 100 Pfarrerinnen und Pfarrer. Seit 2021 gibt es in der Bundeswehr auch einen Militärbundesrabbiner, der aktuell von fünf jüdischen Militärseelsorgern unterstützt wird. Für Soldaten, die sich von diesen Angeboten nicht angesprochen fühlen, gibt es seit April 2020 die „Zentrale Ansprechstelle für den Umgang mit Vielfalt“. Sie ist hervorgegangen aus der „Zentralen Ansprechstelle für Soldatinnen und Soldaten anderer Glaubensrichtungen“.