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Alltägliches in neuem Licht

Ausstellung „leaving paradise“ zeigt Werke von Marco Wagner im Würzburger Museum am Dom – Vernissage am Freitag, 17. November

Würzburg (POW) Seine Inspirationen findet Marco Wagner auch in vermeintlich banalen Alltagsgegenständen. Zum Beispiel in einer Porzellanfigur, die er bei seiner Großmutter entdeckt. Ein Reh mit Kitz. Es soll wertig sein, ist aber günstige Massenware, die früher zum Beispiel von Lumpensammlern an besonders fleißige Lieferanten als Auszeichnung vergeben wurde. „Ich habe das für mich als Anreiz genommen, altbekannte und historische Motive durch eine Neuinterpretation aufzuwerten“, erklärt Wagner. Zum Beispiel, indem er üppige Ornamente zeichnerisch akkurat wiedergibt oder feinsten Porzellanschmelz lichtmalerisch umsetzt. In der Ausstellung „leaving paradise“ zeigt das Würzburger Museum am Dom (MAD) ab Samstag, 18. November, knapp 50 Werke des Künstlers.

Gemeinsam mit Christoph Deuter und Michael Koller von der Abteilung Kunst des Bistums legt der studierte Grafikdesigner mit Schwerpunkt Illustration an diesem Vormittag Hand an die Ausstellung. Am Freitag, 17. November, wird diese um 19 Uhr im MAD eröffnet. Der in Thüngersheim aufgewachsene Wahl-Rhöner wird bei der Vernissage anwesend sein.

Im „Labor“ des MAD werden rund 20 Werke zu sehen sein, bei denen Vögel das zentrale Motiv sind. Die anderen Zeichnungen und Gemälde Wagners sind in der Dauerausstellung verteilt. In der christlichen Kunst habe lange der Papagei eine besondere Rolle eingenommen, erklärt Dr. Jürgen Emmert, Leiter der Abteilung Kunst der Diözese Würzburg. „Er findet sich auf zahlreichen Mariendarstellungen. Der Grund ist: Als einziger Vogel kann er ‚Ave‘ sagen.“ Der Titel der aktuellen Ausstellung sei von einem gleichnamigen Acrylgemälde Wagners entliehen. „Gleichzeitig geht es damit um zweierlei: Um die Bedrohung und radikale Veränderung der Natur, die wir aktuell durch die Klimakrise erleben, aber auch um den Verlust des Paradieses im theologischen Sinn.“

Wagner selbst, Jahrgang 1982, hat einen biographischen Bezug zu Vögeln, wie er erklärt. „Zum einen interessieren mich Vögel und insbesondere Vogelstimmen seit meiner Kindheit. Zum anderen steht der Vogel allegorisch für die Freiheit.“ Wenn er neben seinen Auftragsarbeiten für Magazine und Werbung, als Designer für Stoffmuster oder Illustrator für Musiklabels Zeit und Muße habe, zeichne er bevorzugt Motive, die ihm gerade in den Sinn kommen, zum Beispiel eben Vögel. „Das mache ich dann auch gern mit der linken Hand, weil ich dann noch einmal ganz anders und intuitiver arbeite. Ich brauche dafür oft mehr Zeit, aber mit entsprechender Geduld werden die Zeichnungen am Ende genauso gut wie mit rechts.“ Mehr als ein Dutzend so entstandener Darstellungen belegen das eindrücklich.

Die Arbeit als freier Künstler und die Auftragsarbeiten sind für Wagner kein Gegensatz: „Das eine ist ein Feld, in dem ich immer wieder neue Sachen ausprobieren kann, umgekehrt bekomme ich durch meine Aufträge auch immer wieder Inspiration für die Kunst.“ So habe der bei den Auftragsarbeiten am Rechner leicht zu erstellende immer dunklere Farbverlauf im Hintergrund ihn bei der Umsetzung in einem Acrylgemälde wirklich herausgefordert, berichtet der Künstler.

In der Dauerausstellung ist Wagners Kunst im Dialog mit Werken zu sehen, die ein ähnliches Motiv zeigen. Zum Beispiel eine großformatige Stubenfliege neben einem Stillleben von Michael Triegel, bei dem auch eine Fliege zu entdecken ist. Wie dieser arbeitet Wagner auf künstlerisch höchstem Niveau. Wagners Arbeiten wurden mehrfach international ausgezeichnet. So zählt er laut „Lürzer’s Archive“, der internationalen Fachzeitschrift der Werbe- und Kreativwirtschaft, seit zehn Jahren zum Kreis der 200 besten Illustratoren weltweit. Seine freien Arbeiten waren bislang in rund 100 Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen, Galerien in Hamburg, Leipzig und Frankfurt vertreten den Künstler.

Für den „Stammtisch“ hat Wagner beispielsweise Papier in unterschiedlichen Techniken coloriert, ausgeschnitten und dann in Collagetechnik zusammengesetzt. Von Details wie dem Gesicht des Rauchers und des Trinkers hat er nach Skizze und Vorzeichnung noch eine Umsetzung in Acryl auf Baumwolle gefertigt. Immer wieder blitzt auch eine ironische Brechung durch: Bei der Bleistiftzeichnung einer Familie, inspiriert durch ein historisches Foto, hat eines der Kinder das bärtige Gesicht eines Erwachsenen mit Strahlenkranz, die übrigen Gesichter sind unscharf oder unvollständig gezeichnet. Auf dem Pullover eines der außen sitzenden Kinder steht zudem in Großbuchstaben „Fuck“.

Die Ausstellung „leaving paradise“ im Museum am Dom ist von Samstag, 18. November, bis einschließlich Sonntag, 25. Februar, dienstags bis sonntags von 12 bis 17 Uhr zu sehen. Nähere Informationen zum Künstler unter www.marcowagner.net.