Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

„70 Jahre und kein bisschen leise“

Bischof Jung würdigt bei Festakt Bedeutung der Frauenseelsorge im Bistum Würzburg – Dr. Hildegard Gosebrink: Frauenseelsorge Hebamme, „damit jede Frau Gottes Wirken im eigenen Leben entdecken kann“

Würzburg (POW) Die Frauenseelsorge ist ein wichtiger pastoraler Ort in der Kirche und zugleich ein besonderer Lernort. Das hat Bischof Dr. Franz Jung beim Festakt zum 70. Jubiläum der Frauenseelsorge im Bistum Würzburg am Freitag, 29. September, im Würzburger Burkardushaus betont. „Frauen sind in unseren Gemeinden und Verbänden oft die ersten, die in akuten Herausforderungen zur Stelle sind, und die letzten, auf die man noch zählen kann.“ Das Jubiläum sei ein Anlass, dafür ausdrücklich Dank zu sagen. „Noch mehr fordert es uns auf, ehrlich Rechenschaft darüber abzulegen, dass wir als Kirche Frauen nicht selten das Gefühl vermittelt haben, nur die Lückenbüßerinnen zu sein.“

Im Bistum Würzburg wurde die Frauenseelsorge 1953 unter der persönlichen Leitung des damaligen Seelsorgeamtsleiters und späteren Würzburger Bischofs Josef Stangl gegründet. Das darf nach den Worten von Bischof Jung darauf schließen lassen, dass das Thema schon damals eine wichtige Rolle im Bistum gespielt habe. „Die Aufgabe der Frauenseelsorge ist es, denen eine Hilfe aus dem Glauben anzubieten, die sich von der Glaubensgemeinschaft selbst ausgeschlossen fühlen. Als Verantwortungsträger sind wir wiederum aufgefordert, ungerechte Ausgrenzung zu erkennen und abzustellen, zum Beispiel durch gezielte Förderung von Frauen in Führungspositionen in unserem Bistum“, betonte der Bischof.

Frauen machten oft jene Jobs, die gerne salbungsvoll gelobt würden und dennoch unbeliebt blieben: Pflege, Erziehung, Betreuungsarbeit in der Familie. „Die Frauenseelsorge versucht, den Frauen eine ehrliche Bestärkung für ihren Weg anzubieten. Die Kirche wiederum ist gefordert, diesen Missstand nicht geistlich schönzufärben, sondern für echte Anerkennung der sozialen Berufe einzutreten.“

Ähnlich wie die Purpurhändlerin Lydia, von der die Apostelgeschichte berichtet, machten viele Frauen die Erfahrung, dass ihren eigenen Bedürfnissen und Wünschen nach Teilhabe bisweilen nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt werde. Dabei seien sie es, die in Familie und Gemeinde das Glaubensleben aufrechterhielten und den Glauben weitergäben. „Mit den spirituellen Angeboten und Bildungsprogrammen geht die Frauenseelsorge darauf ein und artikuliert zugleich den bestehenden Handlungsbedarf, auch in der Kirche.“

„70 Jahre und kein bisschen leise“ war der Festvortrag von Dr. Hildegard Gosebrink überschrieben. Die Leiterin der Arbeitsstelle Frauenseelsorge der Freisinger Bischofskonferenz erinnerte daran, dass beispielsweise Kardinal Julius Döpfner, während dessen Zeit als Würzburger Bischof die Frauenseelsorge ihre Arbeit begann, sich Sorgen gemacht habe wegen des leisen Abschieds der Frauen aus der Kirche. Heute seien die Austrittszahlen erschreckend hoch, wenngleich dieser Abschied aus der Kirche in der Regel ebenfalls leise vonstattengehe. Gosebrink erinnerte an Karl Rahner, der betonte: „Alles kirchliche Handeln ist Seelsorge.“ Insofern sei Frauenseelsorge aufgerufen, Hebamme zu sein, „damit jede Frau Gottes Wirken im eigenen Leben entdecken kann“. Wenn das gelinge, sei in weiteren 70 Jahren eine spezielle Frauenseelsorge eventuell überflüssig.

Herausforderungen gibt es laut Gosebrink in Kirche und Gesellschaft mehr als genug: Frauen sind öfter von Altersarmut betroffen als Männer, pflegen in sieben von zehn Fällen Angehörige, stellen mit 83,6 Prozent in Bayern die große Mehrheit der Alleinerziehenden und werden doppelt so häufig wie Männer Opfer (sexueller) Gewalt. In Westdeutschland beträgt zudem ihr Bezahlungsrückstand gegenüber Männern 18 Prozent, in Ostdeutschland sechs Prozent. „Es ist gut, wenn Frauen in der Kirche bleiben, Programme auf sie zugeschnitten sind. Wenn Seelsorge getragen wird von Frauen für Frauen, die mit ihren Gaben alte junge Kirche lebendig halten“, betonte Gosebrink. „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände.“

Pastoralreferentin Lucia Lang-Rachor, Leiterin der Abteilung Erwachsenenpastoral der Hauptabteilung Seelsorge, dankte Gemeindereferentin Sabine Mehling-Sitter, Referentin für Frauenseelsorge, sowie allen, die Seelsorge und Bildung für Frauen anbieten, verwalten und organisieren. Vor allem der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) leiste auf diesem Gebiet viel. „Politische Arbeit, Bildung und Seelsorge gehören zusammen“, betonte sie. Es sei gut und richtig, wenn Seelsorge verschiedene Sichtweisen in den Blick nehme und fruchtbar mache.

Musikalisch gestaltet wurde der Festakt vom Jazz-Duo „Jessicats“ mit Sabrina Damiani (Kontrabass) und Victoria Pohl (Klavier).